Naturschutzverbände fordern stärkere Berücksichtigung ökologischer Belange im Stadtwald
Jahr für Jahr finden in den Dortmunder Stadtwäldern Forstarbeiten statt. Das Ergebnis sind erhebliche Proteste von Bürgern und Naturschützern, so auch aktuell in der Bolmke. Im Fall der massiven Baumfällungen in diesem Naturschutzgebiet stellt sich vielen Bürgern die Frage, wie die Maßnahmen mit dem Natur- und Artenschutz vereinbar sein sollen. Tiefe Fahrspuren mit starken Bodenverdichtungen durchziehen das feuchte Bachtälchen, viele zum Teil vom Naturschutz als Höhlenbaum gekennzeichnete Bäume liegen am Boden, weitere Bäume wurden durch die Fällarbeiten massiv geschädigt.
Wegesicherung ist eine vorrangige Aufgabe der Forstverwaltung, aber waren die Arbeiten wirklich in diesem Maße erforderlich? Hätte man nicht auch Rückschnitte durchführen oder die Bäume in einer größeren Höhe kappen können, um ein Umstürzen zu verhindern (siehe Foto)? Wäre nicht ein Großteil der durch die Befahrung mit Forstmaschinen entstandenen Bodenschäden vermeidbar gewesen, wenn man das Holz mit Winden aus dem Wald gezogen hätte?
In Dortmund sind fast 10 km² des Stadtwaldes als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Im Rahmen der Neuaufstellung des Landschaftsplans ist vorgesehen, diese Fläche zu verdoppeln. Auch im ökologisch orientierten Waldpflegeprogramm der Stadt Dortmund werden Erholungsfunktionen und ökologische Funktionen als vorrangig gegenüber der wirtschaftlichen Nutzung eingestuft.
Gleichzeitig besteht die Vorgabe des Rates der Stadt an die Förster, ca. 11.000 m³ Holz pro Jahr einzuschlagen. Mittlerweile wurden 5 % der städtischen Waldflächen aus der Nutzung genommen. Zu wenig aus Sicht der Naturschützer, wenn auf den restlichen 95 % die Bewirtschaftung stattfindet wie bisher.
Viele Waldvogelarten sind nach Informationen des Naturschutzbundes (NABU) in Dortmund in einem schlechten Erhaltungszustand. Die Naturschutzverbände (NABU, BUND und LNU) halten daher eine sehr viel stärkere Berücksichtigung des Arten- und Naturschutzes im Wald für erforderlich. So wird die Förderung von Alt- und Totholz und die Schaffung einer naturnahen Altersstruktur als unerlässlich eingestuft. Das natürliche Maximalalter von Bäumen liegt für die Buche bei über 300 Jahren, für die Eiche sogar bei 700 Jahren. Derart alte Bäume gibt es in den Dortmunder Wäldern kaum und die obere Hälfte der natürlichen Altersstruktur ist so gut wie nicht vertreten. Vorgeschlagen wird daher unter anderem eine Ausweisung von 10% der Naturschutzgebietsflächen als „Wildnisgebiete“, die nicht forstlich genutzt werden, eine dauerhafte Sicherung von einzelnen wertvollen Naturschutzbäumen auf allen städtischen Waldflächen und eine Verringerung der jährlich einzuschlagenden Holzmenge.
Weitere aus Sicht der Naturschutzverbände erforderliche Maßnahmen zum Schutz der Natur sind das Unterlassen forstlicher Arbeiten in Uferbereichen von Gewässern, eine bodenschonende Arbeitsweise, eine Beschränkung der Forstarbeiten auf einen Zeitraum außerhalb der Brutzeit und der Zeit der Amphibienwanderungen, eine Förderung der Baumartenvielfalt und eine naturnahe Gestaltung von Waldrändern. Gleichzeitig seien Maßnahmen zum gezielten Schutz gefährdeter Arten erforderlich, wie der Erhalt von Eichen für den Mittelspecht oder von Weichholzbäumen für den Kleinspecht. Der Bestand des Kleinspechts hat nach Daten des NABU Dortmund in den letzten 15 Jahren von 35 bis 38 Brutpaaren auf aktuell 3 bis 10 Brutpaare abgenommen.
Um dem Status als Naturschutzgebiet gerecht zu werden, sind nach Meinung der Naturschutz-verbände für alle Naturschutzgebiete verbindliche Vorgaben erforderlich, die sicherstellen, dass die Anforderungen des Natur- und Artenschutzes ausreichend berücksichtigt werden. Gefordert wird daher die zügige Durchführung eines vom Landschaftsbeirat vorgeschlagenen Workshops mit der Umwelt- und Forstverwaltung zu Grundsätzen einer ökologischen Forstwirtschaft.
Letztendlich sollte die Kommunalpolitik auch in diesem Bereich die Interessen der Bürger vertreten. Und die Reaktionen der Dortmunder Bürger, die sich jedes Jahr wiederholen und sich ja auch in den Pressereaktionen jedes Jahr widerspiegeln, zeigen ganz deutlich, dass die aktuelle Art und Weise der forstlichen Bewirtschaftung abgelehnt wird und dass eine viel stärkere Berücksichtigung des Natur- und Artenschutzes gewünscht ist.