Eulen AG
Borstenhirse sorgt für Probleme bei Eulen und Greifvögeln
Am Samstag, den 31. Aug 2024 hat die Vogelpflegestation eine Schleiereule bekommen, in deren Gefieder sich mehrlagig Samenkletten des Quirl-Borstengrases (Setaria vertillicata) bis auf die Haut eingearbeitet hatten.
Ein Gartenbesitzer hat von diesem Gras die Samen abgeschnitten und auf den Kompost gelegt. Die Samenkörner ziehen als Futter Mäuse und Vögel an. Die Schleiereule wollte sicherlich eine Maus greifen und ist dabei mit diesen Samen, der voller Widerhaken ist, in Kontakt gekommen. Sie war mehrlagig bis auf die Haut voll mit diesen Samenkletten, die rund 10 cm lang sind. Zum Glück sind die kleinen abgeschnittenen Äste noch an den Kletten, sonst würde man sie im Gefieder kaum finden.
Damit diese Prozedur halbwegs zu ertragen ist, haben wir der Eule Schmerzmittel gegeben und mehrmals am Tag jeweils nur maximal 20 Minuten versucht, einen Teil der Kletten zu entfernen. Es waren kleinste Menge, die wir herausschneiden konnten. An den Flügeln haben wir gesehen, dass die Oberarmknochen bereits ohne Haut waren, weil die Kletten den Flügelrand umschlossen haben. Sie hat sicherlich auch selbst versucht, sich von den Samenkletten zu befreien. Diese feine pergamentartige Haut an den Flügelknochen regeneriert sich nicht. So haben wir uns entschieden, sie am nächsten Tag vom Tierarzt erlösen zu lassen. Die Schleiereule ist in der Nacht zu Montag, den 2.Sept. 2024, verstorben.
Bereits eine Woche später brachte uns eine Reiterin die nächste Schleiereule. Das ganze Feld in Waltrop war voll mit dem Gras und es war auch für die Reiterin nicht einfach, bis zu dem Tier durchzukommen, da die Borstenhirse auch ihre Beine festhielt.
Im vorigen Jahr hatten wir einen Sperber, der ähnlich zugerichtet war von den Kletten. Er ist leider, auch unter der Gabe von Schmerzmittel, bei der Prozedur kollabiert. Wir waren schon immer sehr vorsichtig und immer nur ein paar Minuten tätig, aber es war diesem von Natur aus nervösen Vogel einfach zu viel.
Die Quirl-Borstenhirse ist ein Stickstoff- und Wärmezeiger, der sich in den letzten Jahren verstärkt ausbreitet. Sie wird bis zu 1 m hoch und wird passenderweise auch Kletten-Borstenhirse genannt. Sie ist ein typisches Acker-Beikraut, kommt aber auch im Garten und auf Ruderalflächen vor.
Wir bitten euch, vermehrt auf heimische Wildstauden und nicht auf Ziergräser zu setzen und klettende Samenstände nicht auf dem Kompost zu entsorgen.
Text und Fotos: Gudrun Hartisch und Ingo Lukschütz, erweitert von Julia Böckenfeld