BAB – Brutvogelkartierung – Avifaunistik – Birding
Der Pleckenbrinksee – vom Maisacker zum Naturschutzgebiet?
Dortmund, mit mehr als 580000 Einwohnern immer noch die zweitgrößte Stadt Nordrhein-Westfalens, besitzt immerhin 26 Naturschutzgebiete. Diese nehmen 6 % der Fläche des Stadtgebietes ein, ein Spitzenwert im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten. Viele der „neuen“ Naturschutzgebiete sind allerdings Wälder im Süden Dortmunds, die bisher nur auf dem Papier unter Schutz stehen, aber in denen selbst die Anleinpflicht für Hunde nicht durchgesetzt wurde.
Andererseits lastet auf den verbliebenen Freiraumflächen ein erheblicher Druck durch unterschiedlichste Nutzerinteressen, seien es die Ausweisung neuer Gewerbegebiete, die Naherholung, Straßenbau oder Landwirtschaft. Neue Flächen für den Naturschutz erscheinen da kaum möglich. Da mutet es fast wie ein Wunder an, wenn plötzlich, geradezu aus heiterem Himmel, ein Maisacker in den Mittelpunkt des – zunächst vor allem vogelkundlichen - Interesses rückt, auf dem Flussregenpfeifer und Zwergtaucher brüten, Kolben- und Schellenten schwimmen, über den Sturmmöwen und Trauerseeschwalben fliegen und an dessen Ufer Dunkle Wasserläufer, Grünschenkel und Kampfläufer rasten und zusammen mit Bruch- und Waldwasserläufern auf Nahrungssuche gehen, während gleichzeitig ein Baumfalke Libellen und Mehlschwalben jagt.
Nun hat ein Maisacker im Normalfall keine Ufer und es schwimmen auch keine Enten darauf herum. Was ist geschehen? Bei dem Maisacker handelt es sich um ein mehr als 80 Jahre altes Bergsenkungsgebiet, das seither durch Drainagen und eine Pumpe entwässert wurde. Im Herbst 2007 wurde offenbar die Drainage beschädigt und die Pumpe fiel aus. Dadurch entstand in kürzester Zeit ein von Grund- und Regenwasser gespeistes Gewässer, welches sofort von Vögeln, inzwischen aber auch von Teichfröschen, Bergmolchen, Libellen und vielen anderen Wasserinsekten genutzt wird.
Seit Anfang des Jahres 2008 sammelt der NABU Dortmund Daten über das Gebiet, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zum NSG Wickeder Ostholz liegt. In einem Jahr konnten hier über 100 Vogelarten nachgewiesen werden, davon viele Arten der Roten Liste. In der nächsten Umgebung brüten u.a. auch Habicht, Kiebitz, Steinkauz, Hohltaube und Grünspecht. Dies alles weist das Gebiet als unbedingt erhaltenswert und schutzwürdig aus. Eine einstweilige Sicherstellung scheint zurzeit möglich, darüber hinaus gibt es Bestrebungen, das Gebiet als Kompensationsfläche für den sechsstreifigen Ausbau der B1/A40 im Bereich Dortmund-Unna langfristig zu erwerben. Als Fernziel bietet sich ein großes Naturschutzgebiet Wickeder Ostholz/Pleckenbrink an, das vielleicht als interkommunales Naturschutzgebiet sogar Waldflächen im angrenzenden Kreis Unna mit einschließen könnte.
Beobachtungsdaten bei www.handybirds.de unter Dortmund – Am Pleckenbrink oder www.nabu-dortmund.de
Dr. Erich und Robin Kretzschmar