Teil 4. Info-Reihe "Ökosystem Garten"

Wie könnte ein ökologisch wertvoller Garten aussehen?

 

Unter der Sparte „Ökosystem Garten“ möchte ich in den kommenden Monaten und Jahren vielen Fragen in Bezug auf städtische Gärten und Parks als Orte der Artenvielfalt und Biodiversität peu à peu nachgehen.

 

Wer Interesse hat, mich auf diesen Wegen und Gedanken zu begleiten, kann sich gerne unter naturgarten@nabu-dortmund.de bei mir melden. Ausgangspunkt wird erst einmal die Dortmund-Aplerbecker Umgebung sein.


Ökosystem Garten – 4. Wie könnte ein ökologisch wertvoller Garten aussehen?

Die Funktion von Ökosystemen

Zu Anfang des NABU Dortmund Gartenprojekts im KGV Dortmund Nord e.V. haben sich für mich sehr viele Fragen zum Begriff „Naturgarten“ ergeben. Meine Herangehensweise hat sich dann zweigleisig entwickelt. Zum einen lese ich seitdem sehr viel über Gärten, Insekten, Artenvielfalt, Biotopsysteme und Biodiversität. Und zum anderen habe ich angefangen, die Vorgänge im Garten genauer zu beobachten und das Gelesene zu hinterfragen und zu ordnen. Diese permanenten Vergleiche von Theorie und Praxis haben mich zu einem besseren Verständnis für die Vorgänge in der Gartennatur geführt.

Das Projekt „NABU Dortmund Insektengarten“ hat nun mit der Gartensaison 2022 geendet. Das bedeutet nicht, dass ich mit dem Fachbereich Garten abschließe. Nein, ich gedenke, in der vor mir liegenden Zeit Gärten und Parks in Dortmund zu verschiedenen Jahreszeiten zu besichtigen und mir Gedanken darüber zu machen, was urbane Gärten hier in Dortmund zu ökologisch ausgerichteten Gärten macht. Manchmal reichen ja schon kleinste Veränderungen wie eine Vogeltränke im Garten oder insbesondere auch auf einem Balkon, um etwas zu erreichen.

Beispiele für kleine Ökosysteme im Garten

Ein Garten kann neben seiner Hauptfunktion als Wohngarten und/oder Gemüsegarten diverse Kleinbiotope und somit Lebensräume für unterschiedliche Lebensgemeinschaften anbieten.
Dazu gehören zum Beispiel

  • Staudenbeete mit vielfältigen Blüten- und Pflanzenarten
  • bepflanzte Trockenmauern, kleine Steinhaufen oder Kräuterspiralen
  • Komposthaufen
  • Gartenteiche
  • Totholzhaufen oder Baumstubben
  • Heimische Sträucher, Hecken
  • Wiesenflächen mit Gänseblümchen und anderen Beikräutern anstelle von Golfrasen

Die positiven Wirkungen dieser Kleinbiotope können unterstützt werden durch

  • Nisthilfen für Vögel und Insekten
  • die Samenstände der Staudenpflanzen und Beeren an den Sträuchern als Vogelfutter für den Winter stehen lassen
  • Kleine Wasserstellen zum Trinken und Baden für Vögel und Insekten
  • Natürliche, wasserdurchlässige Wegegestaltung (Häcksel, Sand, gemähter Rasen, Rastersteine) ohne Asphaltierung. Damit verbleibt das Regenwasser im Garten und fördert die Grundwassermenge
  • Laub im Winter unter den Büschen belassen, um die dort überwinternden Larven vieler Insekten zu schützen
  • Verzicht auf Giftnutzung
  • Vor jeder großen Veränderung im Garten darüber nachdenken wem es nützt und wem es schadet
  • An Rasenrandbereichen die Fläche seltener mähen um Grashüpfern und in Wiesen lebenden Schmetterlingslarven Lebensräume zu bieten
  • Das Angebot von Ersatznahrungspflanzen für Fraßschädlinge an Nutzpflanzen, wie zum Beispiel Kohlweißlingsraupen, durch blühende Radieschenpflanzen, Senf oder Rucola/Rauke oder anderes.


Richtig und falsch sind für mich nicht mehr die geeigneten Begriffe, um die Auswirkungen unseres täglichen Lebens auf Ökosysteme und Artenvielfalt zu kategorisieren. Folgt man dem Sprichwort, so führen viele Wege nach Rom. Das heißt, es gibt auch viele unterschiedliche Möglichkeiten ein Garten-Ökosystem zu betreuen. Fördernd, erhaltend und vermehrend auf der einen Seite und schädlich, bzw. vernichtend auf der anderen Seite betrachte ich als die aussagekräftigeren Ausdrücke.

Wir haben allein hier in Dortmund 119 Kleingartenanlagen mit 8200 Gärten und insgesamt 4.190.485 qm zu pflegende Fläche. Hinzu kommt etwa die gleiche Größe an Privat- und Hausgärten. Hier bietet sich ein immenses Potential zur Förderung und Erhaltung der Artenvielfalt von Flora und Fauna.

Sie haben noch Angst davor, was die Nachbarn denken? Dann überzeugen Sie sie doch einfach durch den ersten Schritt und fangen einfach einmal an. Überzeugen Sie durch positives Vordenken und Vormachen.

Unser NABU Dortmund Jahresprogramm bietet viele Exkursionen und Vorträge zum Thema Artenvielfalt. Kommen Sie gern dazu und lassen sich inspirieren.

Weiterführende Lektüre:

1. PDF Infoheft Schmetterlingsfreundlicher Garten

2. Peter Himmelhuber „Mein Garten lebt – Vögel, Schmetterlinge, Igel, Wildbienen und andere nützliche Tiere ansiedeln - Bauanleitungen und Gestaltungsideen“, Ökobuch-Verlag

3. Marie-Luise Kreuter „So entsteht ein Biogarten – Für alle die anfangen und es richtig machen wollen“

4. Ulrike Aufderheide „Tiere pflanzen – Faszinierende Partnerschaften zwischen Pflanzen und Tieren – 18 attraktive Lebensräume im Naturgarten gestalten“, PALA-Verlag

Text und Fotos: Brigitte Bornmann-Lemm
Stand: Juni 2023