Teil 3. Info-Reihe "Ökosystem Garten"
Wer Interesse hat, mich auf diesen Wegen und Gedanken zu begleiten, kann sich gerne unter naturgarten@nabu-dortmund.de bei mir melden. Ausgangspunkt wird erst einmal die Dortmund-Aplerbecker Umgebung sein.
Ökosystem Garten – 3. Die Funktion von Ökosystemen
Ein funktionierendes Ökosystem ist ein sich in Raum und Zeit langfristig entwickelndes Gebilde mit wiederkehrenden Abläufen und jahreszeitlicher Dynamik. Die jeweilige Entwicklung eines Standorts ist abhängig vom Untergrund, also vom Bodentyp oder von der Gewässerart sowie von äußerlichen Einflüssen wie Wetterveränderungen oder Störungsereignissen wie zum Beispiel Mahd oder Stürme.
Einige Beispiele für unterschiedliche Ökosystemstandorte sind Wiesen, Weiden, Wegränder, Waldsäume, Gebüsche, Bachläufe, Teiche, Wassergräben und ihre Ufer, Moore, Obstgärten, Ackerflächen und Feldraine, Meere und Meeresküsten, Wattgebiete, Gebirgshänge, Staudengärten, Gemüsegärten und mehr.
An all diesen Standorten finden langfristige Kreisläufe statt, die abhängig sind von den jeweiligen Ressourcen und ihren sich etablierenden Bewohnern in Form von Pflanzen, Pilzen, Insekten, Vögeln, Säugetieren oder Fischen und mehr.
Die wichtigste Funktion dieser Ökosysteme im globalen Kontext ist ihre Fähigkeit, die grundlegenden und leicht instabilen Elemente Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlenstoff aufzunehmen, zu verändern und umzuwandeln und dann Flora und Fauna des jeweiligen Standorts wieder als Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.
Jedes in sich gut funktionierende Ökosystem besteht aus Erzeugern (Produzenten) / Verbrauchern (Konsumenten) / Verwertern (Destruenten oder Reduzenten).
Ein Beispiel siehe Foto-1 Naturkreislauf (Zeichnung © Lisa Metzak):
-> Grüne Pflanzen als Produzenten von Getreide, Obst, Gemüse, Laub und Sauerstoff durch Photosynthese (Foto-2 Apfelbaum)
-> Tiere und Menschen als Verbraucher dieser Produkte und Produzenten von Exkrementen und Kohlenstoff durch Atmung
-> Bodenorganismen, Bakterien und Pilze (= Verwerter) als Konsumenten von Laub, Pflanzenresten und Exkrementen und Produzenten von aufgespaltenen Mineralien und Nährstoffen in der Humusschicht (Foto-3 Erdboden und Regenwurm)
-> Pflanzen als Konsumenten von Mineralien, Nährstoffen und Kohlenstoff und Produzenten von Getreide, … (siehe wieder Anfang des Kreislaufs).
Aus diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass stabile Ökosysteme einen Naturkreislauf bilden in dem alle Komponenten voneinander abhängig sind. Fällt eine Komponente aus, ist das gesamte Ökosystem an dieser Stelle instabil. Fällt nur eine Pflanzen- oder Tierart aus, wird diese Nische in einem stabilen System bald von einer anderen Art ersetzt. Fällt allerdings ein gesamter Teilbereich wie zum Beispiel die Humusschicht aus (durch Trockenlegung, Überschwemmung, Versandung o.a.) werden zwangsläufig auch die Pflanzen zugrunde gehen, da sie sich nicht vom Standorte bewegen können und keine durch die Bodenorganismen Nahrung mehr erhalten. Erwachsene Tiere sind in der Lage ihren Standort zu wechseln und abzuwandern. Sofern sie in erreichbarer Nähe ein geeignetes Ökosystem mit einer offenen Nische für sich finden.
Für diese Wanderwege sind allerdings Biotopverbundsysteme und Trittsteinbiotope zwingend notwendig.
Wie bereits in einem vorhergehenden Artikel erläutert bestehen Ökosysteme aus zwei grundlegenden Komponenten. Zum einen ist es der Standort/Lebensraum (Biotop) und zum anderen sind es die Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren, die sich an diesem Standort einfinden und ihn als Lebensraum nutzen können. Alle Lebewesen, die sich dort einfinden und etablieren treten unweigerlich in Verbindung mit den dortigen anderen Lebewesen. Es entstehen Beziehungen und Abhängigkeiten in Raum und Zeit voneinander.
Stellen wir uns nun ein Stück Land am Waldrand, im Park, im Garten oder anderswo vor. Der Boden ist mit verschiedenen Pflanzen bedeckt. Kleine Pflanzen wie Gänseblümchen, Weißklee oder Rundblättriger Storchschnabel in der sonnenbeschienen Wiese, höhere blütenreiche Stauden im Halbschatten am Rande von blüten- und obsttragenden Gehölzen. Fluginsekten wie Hummeln, Wildbienen, Schwebfliegen, und Schmetterlinge finden sich bald ein, um Pollen und Nektar zu sammeln. Ihre Eier zur Larvenentwicklung legen sie in Erdnester, an Stauden oder im Gehölz ab. Die Larven fressen nun an ihren jeweiligen speziellen Nahrungspflanzen oder bei den Wildbienen den von den Muttertieren eingelagerten Pollen. Singvögel, Fledermäuse, Amphibien ernähren sich von Insekten (Foto 4 verschiedenen Insekten auf einer Doldenblüte). Sie fangen also entweder die Fluginsekten oder sammeln die Larven und Raupen als Futter ab. Auch viele Insektenarten wie Wespen und Hornissen und auch die verschiedenen Spinnenarten sind Jäger und ernähren sich von anderen Insekten.
Säugetiere wie Eichhörnchen, Feldmäuse, Hasen, Menschen usw. ernähren sich von Pflanzen und/oder deren produzierten Samen, Obst, Nüssen, Eicheln. Zumeist ist für die Produktion dieser Nahrungsmittel eine vorherige Bestäubung der Blüten durch die oben bereits erwähnten Fluginsekten notwendig.
Der Kot von Vögeln und Säugetieren, Laub, vertrocknete Pflanzenreste fallen auf den Boden und werden von einem riesigen Bodennetzwerk aus Pilzen, Regenwürmern, Tausendfüßern, Asseln und Mikroorganismen zersetzt und für die Pflanzen als Nährstoffe wieder aufbereitet. Grundsätzlich sind stabile Ökosysteme sind immer von mehrjährigen Gewächsen geprägt und getragen.
Alles in allem bietet das jeweilige Ökosystem also eine Funktion von miteinander verwobenen und voneinander abhängigen Individuen. Beginnend mit den winzigen Mikroorganismen über die Insekten, Spinnentiere hin zu den Pflanzen, Vögeln und Säugetieren. In Bächen, Flüssen und Meeren kommen auch noch die im Wasserlebewesen wie Krebse, Muscheln und Fische hinzu. Somit besteht auf lange Zeit gesehen ein Ökosystem beliebiger Art immer aus einem sich wiederholendem Kreislauf von Beziehungen in einem bestimmten (Lebens-)Raum.
Text und Fotos: Brigitte Bornmann-Lemm
Stand: April 2023