Teil 10. Vom Garten auf den Teller – Gemüseanbau zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt

Info-Reihe "Ökosystem Garten"

Ökosystem Garten - Teil 10: Vom Garten auf den Teller – Gemüseanbau zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt

Ökosystem Garten:
Vom Garten auf den Teller – Gemüseanbau zum Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt

Der Erhalt der Biodiversität im Garten ist für mich schon seit vielen Jahren ein Thema. Neben insektenfreundlichen (Blüten-)Pflanzen und Sträuchern gehört für mich aber auch das eigene Wohlbefinden dazu. Dieses lässt sich im Garten ja über alle Sinne erleben. Mit den Augen kann man über die Gestaltung des Gartens streifen und seine Wirkung wahrnehmen, aber auch bei den einzelnen großen und winzigen Pflanzen die Details erfassen und bewundern. Wohlgerüche von Rosen, Lavendel, Kräutern und anderen Stauden umwehen die Nase. Bei unlinearer Beet- und Gartengestaltung kommt die Neugier zum Zuge und man kann bei kleinen Spaziergängen immer wieder neue Gartenräume und Pflanzen entdecken. Zum Beispiel auch Nasch-Obsthecken, die übers Jahr immer wieder andere Gaumengenüsse während des Schlenderns offenbaren. Erdbeeren, Himbeeren, Stachelbeeren, Rote, Weiße und Schwarze Johannisbeeren, Taybeeren, Brombeeren, Weinbeeren und Weintrauben gehören dazu. Und im Herbst laden die Apfelbäume zur Ernte und Genuss ein. Und all diese Obststräucher bieten den Fluginsekten zuerst Pollen und Nektar und später den Vögeln auch noch einen kleinen Schmaus. Und wenn dann noch etwas übrigbleibt, kommt es in Form von Marmelade für den Winter in den Keller.

Als Mitglied des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt VEN und als ehrenamtlich in der Dortmunder Präsenzbibliothek des Deutschen Kochbuchmuseums Tätige, gehört für mich aber auch der Anbau von verschiedenen Gemüsearten zur Vielfalt eines Haus- oder Kleingartens. Seit März 2022 betreue ich nun unseren eigenen Hausgarten in Dortmund-Aplerbeck.

Um hier auch für den Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt zu sorgen, baue ich samenfestes Saatgut diverser eher unbekannter Gemüsesorten an. Sie lassen sich im Gegensatz zu F1-Hybriden gut selbst weitervermehren und sie entwickeln sich auch im Laufe der Jahre hin zu Lokalvariationen, die besser mit dem Wetter und den Böden in Dortmund zurechtkommen. Wie zum Beispiel eine Grüne Garten-Melde, dich ich von einem NABU-Kollegen bekam und die mittlerweile seit über 70 Jahren hier in Dortmund angebaut wird.

Da ich aktuell nur etwa 10 lfm für den Gemüseanbau zur Verfügung habe und gerne Vielfalt auf dem Teller esse, baue ich je Art max. 1-2 lfm an. Zum Teil in einem Bodenbeet, zum Teil in einem Hochbeet und die Kartoffeln auch in Pflanzsäcken. Samenfeste Sorten, die auch weitervermehrt werden sollen belegen den jeweiligen Standort oft etwa doppelt so lange als wie nur bis zur Ernte. Das Saatgut von Erbsen, Bohnen, Melde, Salat und Co. muss an der Pflanze ausreifen.

So baue ich bevorzugt Blattgemüse (Pflücksalate, Spinat, Guter Heinrich, Mangold, Baumspinat, Endivien, Neuseeländer Spinat) und jedes Jahr unterschiedliche Hülsenfrüchte (Markerbsen, Kapuzinererbsen, Zuckererbsen, Grüne und Gelbe Buschbohnen, Feuerbohnen, Spargelerbsen, Speise-Platterbsen) an. Dazu die bereits erwähnten Kartoffeln in Pflanzsäcken, Cherry-Tomaten in großen Töpfen und diverse Zwiebelarten (Rote und weiße Steckzwiebeln, Etagenzwiebeln, Winterheckezwiebeln, Schalotten). Und im Herbst kommt in die leerwerden Beete dann der vorab in Balkonkisten vorgezogene Grünkohl und direkt ausgesäter Feldsalat. Somit ist auch im Winter der Boden bedeckt und die Bodenorganismen werden geschützt. Hier im Ruhrgebiet sind die Winter ja nicht mehr kalt und es gibt kaum noch Frost. Somit muss der Boden dann auch nicht mehr in grob umgegrabener Scholle in diese Jahreszeit gehen, um durch den Frost in eine krümelige Struktur gebrochen zu werden. Ich bedecke lieber den Boden mit Pflanzen und lasse die Bodenorganismen diesen Job tun. Im Frühjahr ist der Boden dann perfekt krümelig für die Blattgemüse-Aussaaten vorbereitet.

Dank Schneckenkragen und täglichem Absammeln der Nacktschnecken habe ich in diesem Jahr eine sehr zufriedenstellende Gemüseernte gehabt. Und dank der vielen Marienkäfer-, Florfliegen- und Schwebfliegenlarven auch keine Läuse in den Bohnen.

Es sind zwar immer nur Tellerportionen zu ernten, da es jeweils nur wenige Pflanzen sind, aber dafür gibt es eine leckere gemischte Vielfalt auf dem Teller. Seit ich vor einigen Jahren eine Emaille-Pfanne bekommen habe, liebe ich frisch geerntete und nur ganz kurz in etwas Butter oder Öl geschmorrte Gemüse. Dazu nur etwas Salz und Pfeffer und passende Kräuter.

 

Text und Fotos: Brigitte Bornmann-Lemm
Stand: August 2024