Spiegelzug – oder: „Warum eine Holland-Exkursion in Hessen stattfand“
„Seltene Vögel in Holland“ stand im NABU-Programm für den 3.11.12. und zu fünft - Erich Heinemann, Stefan Helmer, Benjamin Hamann, Erich Kretzschmar und ich – wollten wir tatsächlich seltene Gänse, Möwen oder Limikolen in Holland beobachten.
Doch der Wetterbericht war nicht gut und in den letzten Tagen wurden auch nicht so viele interessante Arten gemeldet. Also entschieden wir uns morgens um sechs auf einem Parkplatz in Lütgendortmund nicht nach Westen, sondern nach Osten zu fahren – Spiegelzug. Ziel sollte Wabern, ein Dorf im Kreis Waldeck-Frankenberg in der Nähe vom Edersee sein. Dort war in der vergangenen Woche täglich eine Orient-Turteltaube gesehen worden.
Unterwegs konnten wir erste Mäusebussarde und einen Habicht beobachten. Gegen 8 Uhr erreichten wir Wabern und trafen einen Vogelbeobachter aus Göttingen, der die Orient-Turteltaube wenige Minuten zuvor gesehen hatte. Auf einem Acker und in Apfelbäumen saßen etwa 80 Türkentauben, die aber durch einen Sperber aufgescheucht wurden und ins Dorf flogen. Zwar war eine „verdächtige Taube“ dabei, aber für eine Bestimmung reichte es nicht aus. Eine Menge Vögel waren in der Gegend unterwegs, neben vielen Türkentauben auch Wacholder- und Rotdrosseln sowie Stare in großer Zahl, auch 11 Kormorane, 5 Nilgänse und 3 Silberreiher flogen über uns hinweg.
Inzwischen waren einige weitere Vogelbeobachter aus z.B. Hamburg, Höxter und Hannover angekommen und diskutierten mit auch anwesenden einheimischen Beobachtern über die beste Strategie, den Vogel wieder zu finden.
Wir teilten uns auf und unsere Gruppe suchte wie auch einige Hamburger im Dorf. Wir sahen viele Türkentauben, Buch- und Grünfinken, einen späten Hausrotschwanz aber keine Orient-Turteltaube. Nach zwei Stunden vergeblicher Suche erreichte mich ein Anruf von Michael Wimbauer, der Bescheid gab, das die Orient-Turteltaube wieder auf dem Feld zu sehen sei. Wir waren inzwischen fast wieder dort angekommen und fanden sofort einen großen Taubentrupp. Erich entdeckte dann als erster die Orient-Turteltaube in einem Baum. Der Vogel (Subsp. meena) zeigte sich für 20 Minuten von allen Seiten sitzend, fliegend und nahrungssuchend auf dem Feld. Dann flogen plötzlich alle Tauben davon.
Inzwischen hatte es heftig angefangen zu regnen und wir beschlossen, einige nahe gelegenen Tagebauseen zu besuchen und fuhren zum Singlis-See. Auf einer Wiese in der Nähe standen 10 Silber- und 4 Graureiher. Auf dem See schwammen nur wenige Vögel, u. a. zwei Schellenten und einige Haubentaucher und Reiherenten. In der Gombether Grube waren deutlich mehr Vögel, vor allem Tafelenten, aber auch sintflutartiger Regen, sodass wir uns zur Rückfahrt entschlossen.
Bei inzwischen besserem Wetter entdeckte ich bei Büren von der Autobahn aus eine männliche Kornweihe und wir entschlossen uns, den Haarstrang auf der B1 zwischen Geseke und Unna entlang zu fahren. Dabei konnten wir neben –zig Mäusebussarden bei Erwitte auch einen Raufußbussard sehen. Zurück in Dortmund schien dann die Sonne und wir fuhren spontan noch zum Pleckenbrink. Hier zeigten sich u. a. ein Wanderfalke, ca. 130 Saatkrähen, ca. 120 Wacholderdrosseln, ein Bergfinken und auf dem Wasser sieben Krickenten.