Palazzo di legno per i barbagianni

… palazzo, das hört sich doch mal gut an, ist aber nur eine hölzerne Schleiereulenkiste.

Ein Landwirt im teilweise noch ländlich geprägten Dortmunder Norden, dessen Schleiereulenkiste wir betreuen, gab uns den Hinweis, dass bei der Schleiereulenkiste der Boden durchgefault sei. Im Herbst 2023 inspizierten wir die Kiste - und stellten fest, dass die Kiste irreparabel war und ersetzt werden musste.

Da die alte Kiste recht hoch und darüber hinaus nur an zwei fragilen Brettern hing, überlegten wir, ob und wie die neue Kiste besser platziert werden könnte.  Wir entschieden uns für zwei Balken etwas unterhalb der alten Kiste als Platz für die neue Konstruktion.

Wir, Ingo und Martin, übernahmen den Bau der neuen Kiste mit den Maßen 110 x 60 x 60 Zentimeter (aha, doch palazzo?). Eine vollständig montierte Kiste hätte mehr als 40 kg gewogen, also planten wir die Kiste bewusst zerlegbar. Dadurch sollte es möglich sein, dass wir die Kiste mit unseren vorhandenen Bordmitteln - nämlich nur einer Leiter - in der geplanten Höhe anbringen können. Wir haben lange überlegt, wie wir die Kiste oben montieren können - einhändig, mit einem Akkuschrauber, auf einer Leiter, gefühlt oberhalb des 3m-Bretts. Da von der Rückseite der Kiste kein Zugang möglich war, bestand die Herausforderung darin, erstens, die komplette Montage von vorn und von den Seiten durchzuführen und zweitens, eine nach vorne zu öffnende Revisionsklappe zu integrieren. Um das häufige „Arm-zu-kurz-Problem“ zu vermeiden, haben wir eine Revisionsklappe über die volle Breite vorgesehen.

Im Februar 2024 fuhren wir mit vier Mann (Ingo, Kristof, Martin und Rajoran) und unserem Transporter mit jeder Menge Material und Werkzeug zur Scheune des landwirtschaftlichen Betriebes, wo wir als Erstes die alte Kiste demontiert haben.

Glücklicherweise hatte der Landwirt ebenfalls eine brauchbare Alu-Leiter, so dass wir oben auf den Leitern zu zweit arbeiten zu konnten. Obwohl wir die Teile sorgfältig vorbereitet hatten, nahm die Montage oben auf den Balken doch etwas Zeit in Anspruch, ging letztendlich aber doch ohne Probleme.

Wir hatten aber leider nicht bedacht, dass die Revisionsklappe der Kiste zwar nach vorne aufgeht, aber nach oben geschwenkt wird, um sie dann auf dem Dach der Kiste abzulegen. Dies erforderte mehr Platz nach oben - aber da war ein schräger Dachbalken im Weg. Die Klappe ließ sich also nicht vollständig umklappen. Schließlich konnten wir die Kiste erfolgreich montieren, indem wir sie auf den Balken zur Mitte verschoben und dadurch auf der Oberseite der Kiste mehr Luft blieb. Dazu musste allerdings auch eins der alten senkrechten Haltebretter entfernt werden.

Da der Marder ein kleiner Eierdieb ist und noch dazu sehr gut klettern kann, haben wir als Marderschutz noch verzinkte Bleche angenagelt. Oberhalb des Einfluglochs haben wir versuchsweise eine dicke Kunststofffolie verwendet - in der Hoffnung, dass die Marderkrallen wie an den Blechen auch dort keinen Halt finden.

Der Aufbau der Kiste war zwar viel Arbeit, hat uns aber ebenso viel Spaß gemacht. Bleibt zu hoffen, dass der neue „palazzo“ von den Schleiereulen auch angenommen wird.

Unser Fazit: die nächste Kiste wird wieder zerlegbar, das macht uns wesentlich unabhängiger von Hilfe.

Text: Martin Kaiping

Fotos: Martin Kaiping und Ingo Lukschütz