NABU zeichnet Hauptfriedhof in Dortmund als „schmetterlingsfreundlich“ aus
Der in den 1920ern angelegte Hauptfriedhof stellt die größte zusammenhängende Grünanlage Dortmunds dar. Als Rückzugs- und Ruheorte im Siedlungsraum haben Friedhöfe schon immer einen besonderen Wert für Menschen und Tiere. Pflegemaßnahmen wie der Verzicht auf Pestizide, das zeitlich versetzte Mähen von Flächen und Belassen von „wilden Ecken“ sowie das Reduzieren der nächtlichen Beleuchtung tun schon viel für die städtische Artenvielfalt. Die zusätzliche Anlage von Totholzhaufen und Teichen, Steinmauern und Sandflächen und die Pflanzung von Wildblumenwiesen, Hecken, Streuobstwiesen und blühenden Säumen unter Verwendung heimischer Pflanzen machen den Hauptfriedhof in Dortmund zu einem Paradies für Schmetterlinge sowie für andere Insekten, Tiere und Pflanzen.
Gerhard Hettwer betonte, der Dortmunder Hauptfriedhof zeichne sich durch seinen großen und relativ alten Baumbestand und seine dendrologische Vielfalt aus. Damit würden Nachtfalter wie Eulen, Spinner, Gespinstmotten und Co. gefördert. Und er freute sich, dass der NABU mit dieser Auszeichnung nun auch den von den meisten Menschen eher ungeliebten „Motten“ eine Würdigung erweist.
Unter den etwa 3500 deutschlandweiten Schmetterlingsarten gibt es nur gut 180 Tagfalterarten (1). Diese sind zumeist farbenfroh und tagaktiv. Alle anderen Arten sind eher nachtaktiv und werden den oftmals kleinen und unauffälligen Nachtfalterarten zugeordnet. Es gibt aber auch Tagfalterarten wie das Waldbrettspiel, die sich am Waldrandbereich wohlfühlen und somit hier am Hauptfriedhof beobachtet werden können.
Die meisten Schmetterlingsarten sind als Raupen hochspezialisiert auf bestimmte Nahrungspflanzen.
Bezogen auf die seit Jahrzehnten mit Luftstickstoff (v.a. aus Autoabgasen) überdüngte große Talwiese, aber auch verschiedene kleineren Wiesenflächen und die daraus resultierende Artenverarmung der Blühpflanzen, betonte Gerhard Hettwer, würden im Sinne der Nachhaltigkeit trotzdem keine Abmagerungen mit Sand erfolgen. Solche Maßnahmen würden andere zur Anlage von kurzlebigen Wildblumenwiesen durchführen, er und sein Team setzten auf die natürlichen Bodenbeschaffenheiten hier in Dortmund und arbeiteten mit unterschiedlichen Mahdvarianten auf den Wiesenflächen, um so den natürlichen Blütenflor dieses Gebietes zu fördern.
„Durch seine Strukturvielfalt hat der Hauptfriedhof einen großen Wert für die Biodiversität. Wir freuen uns im Rahmen der Auszeichnungen immer wieder solche Orte und die Menschen, die sie pflegen und gestalten kennenzulernen“, sagte Alina Pickart, naturschutzfachliche Leiterin des Projekts „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“ beim NABU NRW. Das vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW geförderte Projekt mache auf die vielen Möglichkeiten aufmerksam, hochwertige Bereiche für Schmetterlinge zu schaffen und gebe zahlreiche Tipps für die praktische Umsetzung. „Insbesondere Friedhöfe, aber auch die Außengelände rund um Kindergärten und Schulen sowie Privatgärten lassen sich mit wenigen Maßnahmen aufwerten und zu attraktiven Orten für Tag- und Nachtfalter gestalten“, so Pickart weiter.
Nach der Auszeichnung erfolgte noch eine gut zweistündige Besichtigung der unterschiedlich gestalteten Flächen des Hauptfriedhofs. Gerhard Hettwer erklärte uns die unterschiedlichen Standorte und die dort etablierten naturschutzfachlichen Maßnahmen wie stehendes und liegendes Totholz, Wurzelteller, die Mahdvarianten anhand der verschiedenen Wiesenflächen, das angelegte Feuchtbiotop, die zugelassene Naturverjüngung vereinzelter Gehölze und mehr. Und er sprach ein hohes Lob an die Friedhofsbesucher aus, die in heißen Sommern auch kleine mit Wasser gefüllte Schalen für Vögel, Igel, Insekten aufstellen und regelmäßig betreuen.
Wer Gärten oder andere Flächen schmetterlingsfreundlich gestalten möchte – Friedhofsträger*innen, Privatgärtner*innen sowie Schulen und Kitas – erhält zahlreiche Tipps beim NABU NRW. Interessierte sind zudem aufgerufen die naturnahe und schmetterlingsfreundliche Umgestaltung zu dokumentieren und in einer Bewerbung vorzustellen. Das kostenlose Informationspaket kann unter Falter@NABU-NRW.de angefordert werden. Bewerbungen können gerne per Mail an die oben genannte Adresse oder aber per Post an den NABU NRW, „Mehr Platz für Falter – Jetzt wird´s bunt!“, Völklinger Str. 7-9, 40219 Düsseldorf gesendet werden.
Weitere Informationen zum Projekt, zu den besten Pflanzen für Schmetterlinge und ausgewählte Beispielgärten finden Sie unter www.platzfuerfalter.de.
Text: Auszug Pressemitteilung NABU-NRW NR 51/23 | 04. August 2023 und Brigitte Bornmann-Lemm
Foto 1: Stadt Dortmund, Gaye Suse Kromer / Namen zum Foto "Verleihung" (von links): Kristof Hennies (NABU Dortmund Vorsitzender), Brigitte Bornmann-Lemm (NABU Dortmund, Expertin Naturgarten), Alina Pickart (Naturschutzfachliche Projektleitung „Mehr Platz für Falter - jetzt wird´s bunt!“), Gerhard Hettwer (Gartenbautechniker), Ursula Hettwer (Leiterin des Hauptfriedhofes), Sandra Schmidt (Technische Leitung Friedhöfe Dortmund), Gernot Willeke (Geschäftsleiter Friedhöfe Dortmund)
Foto 2-5 Fotografin Brigitte Bornmann-Lemm: Wiesenstorchschnabel / Gemeinsamer Rundgang Hauptriedhof / Blutweiderich / Waldbrettspiel
Literatur-Empfehlungen:
(1) Bellmann, Heiko, Ulrich, Rainer: Der Kosmos Schmetterlingsführer; Stuttgart 2016
(2) Ulrich, Rainer: Kosmos-Naturführer Tagaktive Nachtfalter; Stuttgart, 2018
(3) Ulmer Naturführer Schmetterlinge – Die Tagfalter Deutschlands; Stuttgart, 2015