NABU-Exkursion über das Dortmunder Feld und das Emschertal im Bereich Innenstadt-West am 1. Mai 2013
Am Vormittag des 1. Mai 2013 trafen sich aufgrund eines Vorschlags von Nabu-
Neumitglied Harry Lausch eine Reihe von Anwohnern vom Leierweg/Tremoniabogen und Nabu-Urgesteinen wie Dr. Erich Kretzschmar, Dieter Büscher, Dagmar ... und n.n., insgesamt ca. 15 Personen. Ziel der Begehung war die Erkundung und erste Bestandsaufnahme des noch bewaldeten westlichen Teils des Dortmunder Feldes, eines z.T. noch in Betrieb befindlichen, ehemals recht großen (10 - 12 ha) Rangier- und Güterbahnhofs. Die ehemals landwirtschaftlich genutzte Emscherterrasse wurde nach 1850 im Zuge der Eisenbahntrassen und der Neuansiedlung der Zeche Tremonia sowie eines Hüttenwerkes und zwei weiteren Stahlverarbeitungsbetrieben (Rothe Erde und Fa. Wagner) flächendeckend mit Gleisanlagen überbaut und bis zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts genutzt. In der östlichen Hälfte des
Geländes wurden die Schienen und Schwellen zu Beginn der 90er Jahre entfernt,
ein Pionierwald konnte sich ungestört entwickeln bis zum November 2012.
Zwischenzeitlich hatte die Fa. Miebach das Gelände erworben, die Waldfläche
(ca. 6 ha) vollständig roden und einzäunen lassen; da im F-Plan als
Gewerbefläche eingetragen, scheint dieser Bereich für die Natur und als
Stadtgrün vorerst verloren. Die westliche Hälfte dagegen erfreut sich bester
Gesundheit, wovon sich die TeilnehmerInnen des Ausflugs unmittelbar einen
Eindruck verschaffen konnten. Es grünte und zwitscherte in (fast) allen
Schattierungen und Tonlagen, die genauen Bestandskartierungen finden sich im
Anschluß dieses Berichts.
Der Zugang zum westlichen Teil des Dortmunder Feldes steht jedem potentiellen
Besucher/Besucherin offen und befindet sich in unmittelbarer Nähe der
Straßenkreuzung Hahnenmühlenweg/Am Mühlenberg. Dem Hahnenmühlenweg
nach Süden folgend, führt nach wenigen Metern eine steile Rampe linkerhand
bergauf und nach gut 50 Metern befindet man sich auf einem ehemaligen
Güterbahnhofsgelände, von dem lediglich einige Verladerampen zu erkennen
sind. Alle Gebäude sind inzwischen entfernt worden, ebenso die Gleise. Die
Fläche liegt brach, ist nur wenig bewachsen und sieht nicht nach einer begehrten
Lage aus. Im F-Plan ist dieser Bereich von der S-Bahnlinie 4 im Norden bis zur
Schnettkerbrücke (über 1000 m Ausdehnung, in der Breite max. 150 m) grün
eingetragen, weil aufgrund der mangelhaften Erschließung der Fläche nicht mit
einer gewerlichen Nutzung zu rechnen ist. Das Gelände befindet sich nach wie
vor im Eigentum der DB Immobilien.
Im Anschluß an den Verladebereich verdichtet sich der Bewuchs und geht schnell
in einen Pionierwald über, der regionaltypisch z.Zt. überwiegend aus Birken,
Eschen, Wild- und Traubenkirschen u.a.m. besteht, leider auch aus dem
unvermeidlichen Sommerflieder, den selbst die magersten Schotterflächen nicht
von einer flächendeckenden Ausbreitung abhalten können - die Schmetterlinge
wird es freuen. Auf dem weiteren Weg nach Süden begegnet man den typischen
Überresten eines ehem. Bahngeländes: neben Gleisen und Prellböcken tauchen
riesige hölzerne Kabeltrommeln auf, Haufen von Schwellen, Betonfertigteilen und
sonstigen Materialresten, alles schön durcheinander im dichten Grün - das
Sinnbild für die Rückeroberung einer Fläche durch die Natur nach getaner
Menschenarbeit. Wesentlicher Impuls des Autors auf diesem Wegabschnitt war:
bitte alles so lassen, nicht aufräumen, nicht eingreifen, keinen befestigten Weg
anlegen und einfach nur genießen und der natürlichen Entwicklung hin und
wieder in die Karten gucken.
Nach wenigen hundert Metern verliert sich der Trampelpfad und die noch
vorhandenen Gleise müssen als Wegersatz dienen. Hier kommt man aber auch in
den Bereich der noch befahrenen Gleise, deshalb bitte erhöhte Aufmerksamkeit
und Vorsicht: sporadischer Güterbahnbetrieb!!
Nach kurzer Besichtigung eineskleinenBunkers aus Kriegszeiten für ein verschwundenes Brückenstellwerk in der Näheführt der Weg zu einer alten einfachen Treppe, die den steilen Abstieg insEmschertal doch etwas erleichtert. Unten angekommen, findet sich der/dieBesucherIn in einer völlig anderen, aber dennoch ruhrgebietstypischen
Landschaft wieder: in den aufgegebenen Gärten einer Grabelandkolonie, die
unlängst durch verschiedene Pressemeldungen von sich reden machte. Alle
bewohnbaren und z. T. auch bewohnten illegalen Bauten müssen nach
höchstrichterlicher Entscheidung dem Erdboden gleich gemacht werden.
Verwilderte Gärten reihen sich entlang der renaturieten Emscher, hin und wieder
unterbrochen durch noch bewirtschaftete Gärten, eine wirklich wilde Mischung.
An dieser Stelle brachte Herbert Grubert als erfahrener Stadtplaner die Idee ins
Spiel, dass es sich bei diesem Gelände nur um den seit langem versprochenen
EMSCHERPARK handeln könne. Also Nägel mit Köpfen machen, den Müll
einsammeln, die Grundstücke zugänglich machen und vor allem Zugänge zum
Fluß herstellen: denn was soll bitte ein renaturierter Fluß bedeuten, der sich den
Besuchern zunächst mit Stacheldraht präsentiert? Die Emscherparole lautet
demnach: wir wollen den ganzen Fluß, zu Fuß bis ins Wasser und das sofort!!!
Rechterhand den Steilhang mit den typischen Robinien, links die
Grabelandgärten, führt der Weg nach Norden zurück zum Ausgangspunkt im
sogenannten 'Negerdorf' (bin mir nicht sicher, ob man das noch laut sagen darf).
Neben den umfangreichen naturkundlichen Erkenntnissen komme ich aus
planerischer Sicht zu der Erkenntnis, dass wir auf diesem fast zweistündigen
Rundgang zwei ganz typische Ruhrgebietslandschaften durchschritten haben, die
irgendwie zusammengehören und tatsächlich unseren 'Emscherpark' darstellen.
Was sollte dagegen sprechen, diesen Park zwischen Hahnenmühlenweg und
Schnettkerbrücke ins Leben zu rufen oder besser (da er ja schon lebt und zwar
üppig) ins Bewußtsein der StadtbewohnerInnen zu befördern. Mit sehr geringem
Aufwand ließe sich hier am westlichen Rand der Innenstadt (keine 3 km vom
Zentrum entfernt) eine wunderbare naturnahe Stadtlandschaft inklusive Flußtal
erschließen, die nicht nur das Interesse der unmitttelbaren Anwohner wecken
würde. Einen weit entwickelten Pionierwald langfristig sichern, verwilderte Gärten
nicht zu Müllhalden verkommen lassen und das Emscherufer zu erobern: das
sind die augenfälligen Ergebnisse einer kleinen morgentlichen Wanderung durchs
westliche Dortmunder Emschertal. Also frisch ans Werk - Emscher ist für alle da!
Harry Lausch, Dortmund - Leierweg
Vielen Dank vorab und herzliche Grüße vom Leierweg sendet Harry