„Insektensommer“ - Infotag im NABU-Garten am 02.06.2019
„Insektensommer“ - Infotag im NABU-Garten am 02.06.2019
In diesem Jahr findet der Insektensommer vom 31. Mai bis 9. Juni und vom 2. bis 11. August statt.
Bereits im letzten Jahr hatte sich das Team des NABU-Gartens mit zwei Infotagen zum Insektensommer engagiert. Und so auch wieder in diesem Jahr. Für die Juni-Zählaktion gab es am Sonntag, den 02.06.2019 von 14 - 16 Uhr einen Info-Tag im Garten.
In den letzten beiden Jahren hat der Rückgang der Insekten aufgrund entsprechender Presseberichte viele Menschen bewegt und erschreckt. Wir vom Gartenteam sind seitdem immer wieder darauf angesprochen worden was man im eigenen Garten tun kann. Viele Menschen kamen übers Jahr zu den offenen Gartentagen um sich beraten zu lassen. Und einige Beratungen von Kirch- und Schulgärten haben wir auch schon direkt vor-Ort gemacht. Wir haben aber auch ein erschreckendes Unwissen über Insekten festgestellt. Der Großteil der Menschen kennt außer Honigbienen und gefährlichen, weil stechenden Wespen am Pflaumenkuchen kaum noch andere Insekten und ihre wunderbare Vielfalt.
Daher wird es auch in diesem Sommer wieder entsprechende Info-Tage zu den beiden NABU-Aktionen „Insektensommer“ und „Zeit der Schmetterlinge“ geben.
Am Sonntag waren dank des schönen Wetters mit warmen Temperaturen und Sonnenschein viele Insekten zu finden. Nur Schmetterlinge ließen sich noch kaum sehen. Und Libellen fliegen bei uns im Garten wenig. Ich hatte sie aber beim vorherigen Rundgang durch die ganze Gartenanlage an den größeren und sonnigeren Teichen gesehen. Fluginsekten lassen sich bei uns im Garten schwer komplett zählen, da der Garten sehr unübersichtlich ist. Daher sind bei Hummeln und Wildbienen nur die höchsten Mindestzahlen angegeben, die sich gleichzeitig feststellen ließen. Schwebfliegen sind in diesem Jahr auch noch erst wenige unterwegs. Dafür gibt es aber schon reichliche Blattläuse.
Obwohl die Zeitungen diesen Mal keinen Veranstaltungshinweis veröffentlicht hatten, waren 12 Gäste (davon 2 NABU-Recklinghausen) und drei NABU-Mitglieder zum Infotag im Garten. Aus kurzen Gesprächen ergab sich bei allen ein hohes Interesse an den Untersuchungen zum Insektenrückgang und auch zum Leben und der Vielfalt der Insekten. So hat Klaus-Dieter Lemm kurzerhand einen Gesprächskreis gebildet und einen entsprechenden Impulsvortrag gehalten.
In der Zwischenzeit haben Erich Kretzschmar und ich die Insektenzählung durchgeführt. Die Top 8 der Zählhilfe sind fett markiert:
- > 8 Ackerhummeln (Bombus pascuorum)
- > 10 dunkle Erdhummeln (Bombus terrestris)
- > 3 Baumhummeln (Bombus hypnorum)
- > 1 Steinhummel (Bombus lapidarius)
- > 2 Wiesenhummeln (Bombus pratorum)
- > 2 Streifenwanzen (Graphosoma lineatum)
- > 4 Feuerwanzen (Pyrrhocoris apterus)
- > 3 Lederwanzen (Coreus marginatus)
- 1 Bodenwanze (Rhyparochromus vulgaris)
- 1 Wiesenwanze (Lygus pratensis)
- 1 Grüne Stinkwanze (Palomena prasina)
- > 1 Einpunktkäfer (Mononychus punctatum-album)
- > 2 Schenkelkäfer (Oedemera nobilis)
- 1 Stolperkäfer (Valgus hemipterus)
- > 9 Großäugige Himbeerkäfer (Byturus ochraceus)
- 1 Zimtwanze (Corizus hyoscyami)
- > 6 Asiatische Marienkäfer z.T. kopulierend (Harmonia axyridis)
- 1 Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta)
- [Anmerkung: am Montag 2x]
- 1 Rüsselkäfer unbest.
- 1 Weberknecht
- 2 Zipfelkäfer (Malachius bipustulatus)
- > 200 Holunderblattläuse (Aphis sambuci)
- > 100 Schwarze Bohnenläuse (Aphis fabae)
- > 100 grüne Blattläuse
- > 50 Ameisen unbest.
- > 2 Goldfliegen unbest. (Lucilia spec.)
- 2 Grüne Heupferde (Tettigonia viridissima)
- 1 Blattwespe unbest. (Athalia spec.)
- > 50 Honigbienen (Apis mellifera)
- > 5 Keulenwespen (Sapyga clavicornis)
- > 5 Hahnenfußscherenbienen (Osmia florisomnis)
- 1 Sandbiene (Andrena flavipes)
- > 1 Kleine Sandbiene (Andrena minutula)
- 1 Feldwespe (Polistes dominula)
- 2 Maskenbienen (Hylaeus spec.)
- 1 unbestimmte Großlibelle
- 1 Rote Mauerbiene (Osmia bicornis)
- [Anmerkung: diese fliegen schon einige Wochen und der Bestand der Imagines geht zu Ende]
- 1 Bläuling unbest.
- > 1 Blasenkopfdickkopffliege (Sicus ferrugineus)
- 1 Totenkopf-Schwebfliege (Myathropa florea)
- 1 Narzissen-Schwebfliege (Merodon equestris)
- 1 Hain-Schwebfliege (Episyrphus balteatus)
- 1 Stift-Schwebfliege (Sphaerophoria scripta)
- 1 Trauer-Wollschweber (Anthrax anthrax)
- 1 Purpurzünsler (abgeflogen) (Pyrausta purpuralis)
- 1 Weißling unbest. (Pieris ind.)
- 1 Admiral (Vanessa atalanta)
- 1 Schlupfwespe unbest.
- 0 Florfliegen
- Desweitern noch:
- > 100 Mauerasseln (Oniscus asellus) / im Kompost
- 2 Teichfrösche
- div. Garten- und Hainbänderschnecken
- 1 Streckerspinne (Tetragnatha indet.)
Im Laufe der letzten Jahre ist mir verstärkt bewusst geworden, wie abhängig Insekten vom Wetter, von der Jahreszeit und den Nahrungspflanzen sind. Je nachdem ob das Wetter etwas bedeckt und kühl ist oder warm und sonnig sind teilweise von einem Tag auf den anderen unterschiedliche Insekten zu sehen. Daher ist es tatsächlich notwendig Bestände auch einmal über mehrere Tage zu sichten und auch über die verschiedenen Jahreszeiten. Dazu ein Beispiel: Hummeln waren am sehr warmen Sonntag sehr wenig zu sehen. Am Montag nach dem Gewitter und der Temperaturabkühlung waren fast nur Hummeln im Garten zu sehen. Und in wesentlich höherer Anzahl als einen Tag zuvor. Die verschiedenen Wildbienen-Arten fliegen nur zu bestimmten Monaten für 6-8 Wochen. Zuerst im Jahr die allgemein bekannten Mauerbienen. Jetzt erst beginnt die Flugzeit der Sandbienen und Maskenbienen. Und die hochspezialisierten Hahnenfuß-Scherenbienen oder Natternkopf-Mauerbiene fliegen nur in der kurzen Blütezeit dieser Pflanzenarten.
Im Garten lässt sich bedingt durch die nahestehenden Bienenstöcke des Imkers der Gartenanlage ein sehr hoher Anteil von Honigbienen feststellen. Die meisten holen zurzeit an den Gartenteichen und Vogeltränken nur Wasser für die naheliegenden Bienenstöcke. In der Zeit, als die Gehörnten und die Roten Mauerbienen sowie die ersten Hummelarten flogen (Ende März bis Anfang Mai) ließ sich an manchen Tagen im Garten allerdings auch ein starker Kampf um die ersten frühblühenden Pflanzen feststellen. Das änderte sich erst, als in der Gartenanlage die vielen Obstbäume zu blühen begannen.
Als Fazit der letzten Gartenjahre habe ich auch festgestellt, dass sich anhand des schnellen Verblühens von Blütenpflanzen feststellen lässt ob viele bestäubende Bienen- und Schmetterlingsarten im Garten sind. Dort blühen Pflanzen nur zwei oder drei Tage. Lange Blühperioden gibt es dort nicht, da dank der Bestäubung die Pflanzen sehr schnell in die Samenproduktion gehen. Das ist der winzige Nachteil eines insektenfreundlichen Gartens. Aber dafür gibt es dann mehr Hagebutten, Erdbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, dickere Tomaten, Leinsamen, Korianderkörner etc. J.
Text und Fotos: Brigitte Bornmann-Lemm