Guter Heinrich

... oder Heinerli / Mehlkraut / Grüner Heinrich / Wilder Spinat …

Quelle: www.floraweb.de: Deutschland Gefährdungsgruppe 3 (gefährdet) / einheimisch
Der gute Heinrich ist ein Kulturfolger, die früher an jedem Dorfrand wuchs. So war es häufig nicht nötig, Kultursorten in den Gärten zu ziehen. Dieses Gänsefußgewächs gehörte seit der Antike zu den Gemüsen der bäuerlichen Küche.
Der Gute Heinrich ist eine winterharte, ausdauernde, krautige Pflanze mit Wuchshöhen von 10 bis 80cm. Mehrere vierkantige, nicht verzweigte Stängel wachsen aus einer grundständigen Bodenrosette. Die Wurzel ist fleischig und mehrköpfig. Die Laubblätter sind wechselständig, grün, dreieckig und werden bis zu 11cm lang und 9cm breit. Junge Blätter sind unterseits durch Blasenhaare mehlig bestäubt und etwas klebrig. Die Blüten sitzen in 3-5mm großen Knäueln an kurzen Verzweigungen in endständigen, rispigen dichten Blütenständen. Sie blühen von April bis Oktober und sind windbestäubt. Die Früchte sind einsamige Nüsse. Die Samen verbreiten sich durch Verdauungs-, Menschen- und Klettverbreitung. Im Herbst zieht die Pflanze ein und überwintert unterirdisch. Im zeitigen Frühjahr erscheinen die ersten frischen Triebe.

Verbreitet ist der Gute Heinrich in Mitteleuropa von Südskandinavien über das westliche Russland bis in die Gebirge der Mittelmeerländer. Nach Nordamerika gelangte sie durch die englischen Siedler.
Die Pionierpflanze liebt nährstoffreichen, mäßig stickstoffreichen frischen Boden. Bevorzugt wächst die in NRW auf der Roten Liste stehende Pflanze an Straßen, Wegen, Zäunen, Viehweiden und in dörflichen Ruderalgesellschaften. Gefährdet worden sind die Wildformen durch Dorfsanierungen, Burgrestaurierungen, Mauerverfugungen und die Zerstörung kleinräumiger Sonderstandorte. In den Gärten und in der Küche wurde der Gute Heinrich durch die Nutzung des Echten Spinat verdrängt. Er ist eine Wildpflanze, die bisher nicht züchterisch bearbeitet wurde. Es ist davon auszugehen, dass dich im Verbreitungsgebiet unterschiedliche Sortenauslesen standortbedingt und durch den Anbauer aussortiert entwickelt haben.

Anbau und Vermehrung:
Die Pflanze kann vegetativ und generativ vermehrt werden. Für die vegetative Vermehrung sollten die Pflanzen alle fünf bis sechs Jahre im Frühjahr geteilt und an einen neuen Standort gesetzt werden. Der Abstand liegt bei 40 bis 60cm. Die erste Ernte sollte immer erst im zweiten Anbaujahr erfolgen. Dann ist die Pflanze kräftig genug.
Die jungen frischen Blätter müssen zeitnah verarbeitet werden. Sie sind nicht gut haltbar.

Ein sonniger bis halbsonniger Standort in normaler, frischer Gartenerde mit einer jährlichen Kompostgabe fördert das Wachstum. Zum Erhalt keimfähiger Samen sind mehrere Pflanzen notwendig, da der Gute Heinrich ist ein windbestäubtes, fremdbefruchtetes Gewächs ist. Zur Saatgutvermehrung lässt man die Samenstände mehrerer Pflanzen ausreifen und abtrocknen. An einem sonnigen Tag werden sie geschnitten und kopfüber in eine Papiertüte zum Abtrocknen gehängt. Dann werden sie ausgeschüttelt und ausgesiebt. Sie sind etwa zwei Jahre gut keimfähig. Sie sind Kaltkeimer und können ab März/April oder im August bis Oktober ausgesät werden.
Für den Gemüseanbau empfiehlt es sich jedoch, die Blütenstände regelmäßig auszuknipsen und die Blätter zu ernten. Neuaustrieb wird so besser angeregt.
 

Nutzung:
Der Gute Heinrich ist eine Nahrungspflanze, Futterpflanze, Heilpflanze, Färbepflanze, Nutzpflanze.
Als Gemüse können die jungen Blätter als Suppe, Salatzutat oder in Butter gedünstet gegessen werden. Die jungen, angehäufelten und so gebleichten Triebe können im zeitigen Frühjahr wie Spargel gestochen und zubereitet werden. Die Blütenrispen lassen sich wie Brokkoli dünsten. In England hat der Gute Heinrich als Lincolnshire-Spinat noch eine kleine Fan-Gemeinde. Dort wird er mit Zitronen- oder Kräuterbutter und gekochtem Ei serviert. Die Beigabe von Sahne oder Butter reduziert die Aufnahme der Oxalsäure im Körper.

Ihr Gehalt an Eisen, Vitamin-C, Saponinen und Oxalsäure hat die Pflanze in der Volksmedizin als Heilkraut wertvoll gemacht. Der englische Apotheker und Arzt Nicholas Culpeper (1610-1654) erwähnt sie bereits in seinen Schriften. Als früh austreibende, vitamin-C-haltige Pflanze wurde sie gegen den Winterskorbut genutzt. Mit Breiumschlägen wurden Hautverletzungen und Gliederreißen behandelt. In England erhielten früher die Schafe die Wurzeln gegen Husten.

Bei der Nutzung als Färbepflanze können gold-grüne Farbtöne erzielt werden. Die Ledergerber sollen früher die Samen genutzt haben, um Chagrinleder herzustellen. Dieses Pressnarbenleder mit Tüpfelmuster imitiert Reptilienleder.

Als Futterpflanze wird der Gute Heinrich von den Raupen der Melden-Blütenspanner, der Gemüseeule, der Meldeneule und des Melden-Blattspanners gefressen. Auch als Schweinefutter wurde er früher genutzt. Und die Bäuerinnen fütterten ihre Hühner mit frischen Blättern, um sie schneller fett werden zu lassen.

Infoblatt Guter-Heinrich (PDF-Download)

© B.Bornmann-Lemm
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