Fachberatung „Saatgut und Saatgutvermehrung“ am Sonntag, 28.07.2019

Fachberatung „Saatgut und Saatgutvermehrung“ am Sonntag, 28.07.2019

Das Team des NABU-Garten Dortmund engagiert sich schon seit vielen Jahren in der Jahrtausende alten Tradition der eigenen Saatgutvermehrung. In denGartenbeeten werden in erster Linie samenfeste Erhaltungssorten von  traditionellen Gemüsearten angebaut, durch Auslese-Verfahren weitervermehrt und anschließend das Saatgut auch gern an Interessierte weitergegeben.

Friesische Blauschokker-Erbsen, Winterheckezwiebeln, eine Landsorte Schwarzer Rettich aus der Dresdner Umgebung, eine Pflücksalat-Sorte, grüngelbe Melde und Rote Spargelerbsen gehören dazu.

Seit zwei Jahren bauen wir auch Erhaltungssorten von Emmer, Einkorn und Dinkel an. Des Weiteren vermehren wir auch Saatgut von kultivierten Wildstaudenarten, die zum Teil schon Rote-Liste-Arten sind.

Um dieses Wissen der eigenen Saatgutvermehrung weiterzugeben, fand am Sonntag eine gut besuchte Einführungs-Fachberatung mit einem Theorie- und einem Praxisteil im NABU-Garten statt. Dabei ging es um die gut 12000 Jahre alte Geschichte des eigenen Anbaus von Lebensmitteln im Garten und auf dem Acker, die Kenntnis der Pflanzenfamilien und des botanischen Ordnungssystems, die Bestäubung von Blütenpflanzen durch Insekten und den Unterschied von samenfestem Saatgut zu [zumeist sterilem] F1-Hybridsaatgut.

Danach wurde anhand von geerntetem Erbsen- und Getreidesaatgut über sinnvolle Auswahlverfahren gesprochen, um im Laufe des Pflanzenwachstums und nach der Ernte das richtige Saatgut für den Wiederanbau der jeweiligen Sorte im nächsten Jahr auszuwählen.

Letzter Teil der Fachberatung war dann die Ernte von Saatgutständen und das richtige Trennen von Spreu und Saatgut bei den verschiedenen Blütenformen. Jeder Teilnehmer konnte anschließend gern einen Teil der samenfesten Saatgutsorten gegen eine kleine Spende mitnehmen.

Jeweils mit dem Auftrag es anzubauen, zu vermehren und anschließend weiterzugeben, um so ein weiterer Multiplikator im Kampf gegen die großen Saatguthersteller zu werden. Denn die industriellen globalen Saatguthersteller bringen nur noch sterile und zum Teil auch patentierte F1-Hybridsorten sowohl für die Landwirtschaft, als auch für den Gartenbesitzer auf den Markt. Dieses Saat gut an und darf dann nicht mehr selbst weitervermehrt werden. Die eigene Vermehrung von samenfestem Saatgut gehörte Jahrtausende lang genauso zu den Gemeingütern der Menschheit wie Luft und Wasser. Und nun ist dieses Gemeingut in großer Gefahr verloren zu gehen. Darum wird es im NABU-Garten auch im nächsten Jahr wieder entsprechende Fachberatungen geben. 

Text und Fotos: Brigitte Bornmann-Lemm