Ergebnisse: Rufende Waldohreulen-Ästlinge 2022
Im Jahr 2022 wurde auf verschiedenen Kanälen versucht, Meldungen rufender Waldohreulenästlinge zu bekommen, und zwar auf der NABU-Homepage, den Ruhr Nachrichten Dortmund (Lokalteil und RN+), über die Zustellerinnen und Zusteller der Ruhr Nachrichten und durch Schülerinnen und Schüler Dortmunder Gesamtschulen und Gymnasien (vermittelt durch deren Biologielehrer*innen). Meldungen auf ornitho.de, die sich nur auf Rufe adulter Eulen beziehen, wurden dagegen nicht berücksichtigt, da sie nur kurzzeitig, überwiegend von unverpaarten Eulen abgegeben werden und keinen Rückschluss auf eine spätere erfolgreiche Brut ermöglichen.
Insgesamt bekamen wir über zwanzig Meldungen, von denen etwa die Hälfte durch den Aufruf in den Ruhr Nachrichten angeregt wurde. Die übrigen Meldungen kamen von NABU-Mitgliedern oder dem NABU nahestehenden Personen, die von der Aktion auf der NABU-Seite erfahren hatten, oder von Personen, die aufgrund ihrer Beobachtung im Internet nach "Eulenrufen" (o.ä.) recherchierten und auf die Seiten des NABU bzw. der RN verwiesen wurden. Aus dem Kreis der Zeitungszustellenden kam leider keine Meldung und auch nicht aus der Schülerschaft.
Die fehlenden Rückmeldungen von Zustellenden und aus der Schülerschaft sind vermutlich dadurch zu erklären, dass sie die Bitte um Mithilfe erst kurz vor dem Ende der Rufaktivität der Jungeulen bzw. vor Schuljahrsende erreichte. An den Schulen werden ja in dieser Zeit die Lehrer*innen durch eine Vielzahl von Pflichten beansprucht, so dass keine Zeit für eine zusätzliche Unterrichtsaktion blieb.
Die Ergebnisse der Rückmeldungen sind erfreulich und liefern brauchbare neue Daten. Andererseits sind wir noch weit davon entfernt, den tatsächlichen Brutbestand der Waldohreule in Dortmund ermittelt zu haben.
Einige Bruten (Schulzentrum Asseln, Aplerbeck südlich der Westfälischen Klinik für Psychiatrie und vor allem Aplerbeck zwischen Köln-Berliner-Str. und Emscher) wurden von mehreren Personen unabhängig voneinander während eines Großteils der Rufaktivitätsperiode gemeldet. Im Fall der Brut im Osten Aplerbecks nördlich der Emscher waren dies 7 verschiedene Personen aus einem Bereich von 700m X 400m. Auch die beiden anderen Bruten mit Mehrfachmeldungen wurden von je 4 Personen dokumentiert. Diese Daten ermöglichen es, die zeitliche Dauer der Rufaktivität einzugrenzen und Informationen zur Mobilität der Ästlinge bei der Wahl des Aufenthaltsorts zu erhalten.
Ein Sonderfalls war eine Brut in Barop, die ebenfalls von etwa einem halben dutzend Personen gemeldet und von einigen über einige Wochen beobachtet wurde. Die Beobachtergruppe stammte aus der Birding-AG des NABU. Die Jungvögel dort wurden am Tage visuell entdeckt und beobachtet und nicht aufgrund ihrer nächtlichen Rufaktivität gefunden. Es gab aber aus Barop keine Meldungen aus der RN-Leserschaft, so dass es durchaus denkbar ist, dass auch andernorts Waldohreulenästlinge aktiv waren, die aber von niemandem gemeldet wurden.
Schließlich gab es auch noch drei Einzelmeldungen aus der Anfangszeit der Rufphase (Ende Mai / Anfang Juni), die aber nicht durch Zweitbeobachtungen verifiziert werden konnten. Das kann unterschiedliche Gründe haben: Es kann sein, dass die Tiere identisch mit Rufern waren, die später aus der weiteren Nachbarschaft gemeldet wurden. Es kann aber auch sein, dass die Rufer in Bereiche der Umgebung abwanderten, wo sie nicht mehr registriert wurden. Schließlich ist es auch denkbar, dass die betreffende Brut nicht überlebt hat. Im Falle der Einzelmeldung vom Wickeder Hellweg nahe der Grenze zu Asseln (30. Mai) ist es z.B. möglich, dass die Rufer mit denen identisch waren, die sich später in Asseln nahe des Schulzentrums aufhielten. Es kann aber auch sein, dass es in Wickede eine weitere Brut gab, worauf gut dokumentierte Meldungen (Belegfotos) aus dem Jahr 2021 (Fuhrmannstr. und Steinbrinkstr.) hindeuten.
Im Rahmen der Aktion zum "Waldohreulenzensus" wurden auch rufende Ästlinge zweier Waldkauzbruten gemeldet, die von den Meldenden auch korrekt als Käuze angesprochen wurden (Holte, Im Rauhen Holz, und Westerfilde am Rahmer Wald).
Auffällig ist, dass sich die Meldungen von Waldohreulen auf die Mitte des Dortmunder Ostens konzentrierten. Da es in Dortmund auch andernorts ähnliche Landschaftsstrukturen gibt wie an den Aufenthaltsorten der gemeldeten Bruten, ist es wahscheinlich, dass es auch da Waldohreulenbruten gab, dort jedoch die Wahrnehmbarkeit (menschliche Siedlungsdichte) oder die Meldebereitschaft der Anwohner sich vom Dortmunder Osten unterschied.
Zum Vergleich sind auf der Karte die Meldungen rufender Waldohreulenästlinge aus dem vorigen Jahr (2021) eingetragen. 2021 gab es elf Meldungen, also etwa halb so viele wie 2022. Die Meldungen aus dem Kreis der Zeitungslesenden erklären den Unterschied und belegen die Wirksamkeit der diesjährigen Aktion. Allerdings konnten aufgrund der weniger zahlreichen Meldungen 2021 dennoch etwa gleichviel - sogar geringfügig mehr (7-8) - Waldohreulenbruten belegt werden als 2022 auf Grundlage von über 20 Meldungen. Ebenso bemerkenswert ist, dass es nur drei Brutreviere gibt (Asseln Schulzentrum und südlich Westfälischer Psychiatrie), in denen sowohl 2021 als auch 2022 erfolgreiche Bruten nachgewiesen wurden bzw. wahrscheinlich waren (Wickede West). Brutreviere scheinen, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, nur wenige Jahre Bestand zu haben. In einigen Fällen, in denen Kontakt zu den Meldenden von 2021 bestand, konnte ermittelt werden, dass dort 2022 keine Rufe wahrnehmbar waren.
Insgesamt zeichnete sich die Verteilung der Waldohreulenbruten 2021 durch einen Schwerpunkt im Dortmunder Süden aus (Wellinghofen, Wichlinghofen, Höchsten), der 2022 nicht mehr zu beobachten war. Der Schwerpunkt im Bereich Asseln / Wickede war dagegen in beiden Jahren gleich deutlich.
Aufgrund der relativ kurzen Lebenserwartung von Waldohreulen (fünf Jahre), der Tendenz zum Wechsel des Nistplatzes und der ausgeprägten Mobilität der Ästlinge können Bestandserfassungen nur Momentaufnahmen sein. Dennoch könnten mehrere Jahre intensiver Beobachtungsaktivität in Folge auch die Informationslage zur Bestandssitiuation der Waldohreule in Dortmund ingesamt weiter verbessern. Da könnten auch zurückliegende Beobachtungen helfen, die bisher noch nicht gemeldet wurden. Auch lässt sich die Methode der Bürgerbeteiligung sicher noch verbessern (frühere Bekanntmachung, Wiederholung des Aufrufs, Optimierung der Schulbeteiligung).
Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr 2023 wieder zahlreiche Meldungen erhalten, um den Waldohreulenbestand weiter zu dokumentieren!
Text: Wolfhard Koth-Homann