Ein Tag Vogelkunde an der Nordsee, vom 19.03.11
Am Samstag gegen 6 Uhr morgens haben Jörg Schlusen und ich uns in Unna getroffen, um für einen Tag mit dem Zug an die Nordsee zu fahren. Es ging über Hamm, Münster und Leer (Ostfriesland), bis wir Norden und schließlich die Endstation Norddeich Mole erreichten. Dichter Nebel versperrte uns zunächst im Inland die Sicht aus dem Fenster, aber einige Kilometer vor unserem Ziel löste sich der Nebel auf und blauer Himmel mit strahlendem Sonnenschein kam auf. Gespannt hielten wir aus dem Zug Ausschau nach den ersten Vögeln und so entdeckten wir tatsächlich u.a. zwei weibliche Rohrweihen, die dicht am Zug vorbeiflogen.
Endlich am Ziel, gingen wir zuerst Richtung Osten am Deich entlang, Jörg als Federkundler und -sammler mit offenen Augen für verendete und von der Flut angespülte Vögel oder Rupfungen von Greifvögeln wie dem Wanderfalken, ich mit Konzentration auf Watvögel und andere Vögel, die sich bevorzugt an der Küste aufhalten. Nach einigen Metern konnten wir gemeinsam den Singflug einiger Wiesenpieper beobachten, kurze Zeit später entdeckten wir etwa 80 Ringelgänse, ca. 150 Große Brachvögel, ca. 30 einfliegende Goldregenpfeifer, 2 Spießentenpaare, mehr als 250 Austernfischer und drei männliche Eiderenten im Prachtkleid. Tolle Beobachtungen!
Weiter am Deich entlang und auf die Flut blickend, fand Jörg die ersten verendeten Möwen, von denen er einige Federn zur späteren Bestimmung mitnahm.
Der Krokus stand auf dem Deich in voller Blüte. Nach einer Weile kehrten wir um in die andere Richtung, während sich das Wasser langsam zurückzog und Schlammflächen freilegte, auf denen Watvögel gerne nach Nahrung suchen. Bald bekamen wir den ersten Steinwälzer im Schlichtkleid zu Gesicht, der zwischen den Steinen am Rande der Bucht für die Fähre nach Norderney nach Fressbarem suchte.
Mit der Ebbe waren westlich von Norddeich Mole plötzlich mehr als 50 Steinwälzer auf den vom Wasser freigelegten Flächen zu finden. Weiter draußen sahen wir mit unseren Ferngläsern einige Große Brachvögel, vier Knutts im Schlichtkleid, sechs Rotschenkel und einige Austernfischer.
Und dann eine Überraschung: zu unseren Füßen lag plötzlich ein totes und angespültes Weibchen der Trauerente. Ein seltener und beeindruckender Fund für den Federkundler. Eine paar Hundert Meter weiter dann der nächste Fund, eine tote männliche Trauerente. Diese Entenart verbringt den Winter ansonsten weit draußen auf dem offenen Meer und kann daher kaum gesichtet werden.
Während wir den Deich nach Federn absuchten und nebenbei die angenehme Atmosphäre und die Meeresluft genossen, wurden wir plötzlich auf einen kleinen Vogel aufmerksam, der kaum Scheu vor dem Menschen zeigte. Schnell stellten wir fest, dass es sich um ein junges Männchen der Schneeammer handelte. Ein echtes Highlight für den Vogelbeobachter. Schneeammern findet man nur im Winter an der Nordseeküste, sie brüten in der Tundra Skandinaviens und Schottlands.
An Rupfungen fand Jörg entlang des Deiches insgesamt 4 Alpenstrandläufer, 1 Austernfischer, 1 Knutt, 1 Kiebitzregenpfeifer, 1 unbestimmten Weißschwan, 1 Hohl- oder Haustaube, 1 männliche Eiderente und eine Graugans. Bestimmt wurden diese Funde erst später zuhause gemeinsam mit Volker Heimel.
Gegen 16 Uhr kehrten wir in ein Restaurant direkt hinter dem Deich ein, wo wir uns das gute Essen schmecken ließen.
Schließlich nahmen wir den Zug gegen 18 Uhr, um wieder heimzukehren.
Insgesamt war dies ein sehr gelungener und in nächster Zeit wiederholenswerter Ausflug bei hervorragendem Wetter.
Bericht von Stefan Helmer