Brutversuch einer Nilgans im Kirchturm

Lütgendortmund

Seit gut zwanzig Jahren betreut Theo Otten von der katholischen Kirchengemeinde Lütgendortmund hoch im Kirchturm von St.Magdalena eine Turmfalkennisthilfe. Mit seinen siebzig Jahren bewältigt Otten immer noch die 173 Stufen um an die installierte Nisthilfe in fast sechzig Meter Höhe zu gelangen, diese zu reinigen und für eine nachfolgende Turmfalkenbrut im Frühjahr vorzubereiten. In der letzten Woche kam er dabei aus dem Staunen nicht heraus. Lagen doch da in der Nisthilfe 3 erkaltete Gänseeier, von denen eines angepickt war.

Wie kamen sie dort hin? Das Rätsel konnte schnell gelöst werden. Seit Tagen umkreiste ein Nilganspaar den Kirchturm und suchte einen geeigneten Brutplatz. Letztendlich ist die weibliche Nilgans in die Turmfalkennisthilfe über der Kirchturmuhr eingedrungen und hat einen Brutversuch gestartet. Doch irgendwie war der Brutplatz nicht so ganz nach ihren Vorstellungen und sie hat das Gelege verlassen. Ob das ständige Anfliegen des Turmfalken oder das störende Glockengeläut ausschlaggebend war,sei dahingestellt.


Durch spontane Umgestaltung der Öffnung zur Nisthilfe ist jetzt sichergestellt, dass künftig nur der angestammte Turmfalke einfliegen kann und durch seine ständige Anwesenheit rund um die Kirche, die als Gebäudeverschmutzer bekannten lästigen Tauben fernhält.
 

Info Nilgans:

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der etwa 70 cm großen und vorwiegend bräunlichgrau bis bräunlichgelb gefiederten Nilgans (Alopochen aegyptiacus) mit dem dunkelbraunen Augenfleck ist Süd- und Ostafrika.


Sie wurde im 17.Jahrhundert in England als Ziervogel eingeführt  hat sich aber in den letzten Jahren als Gefangenschaftsflüchtling sehr stark in den Niederlanden und Deutschland ausgebreitet und lebt jetzt als Wildvogel. Sie zählt zu den erfolgreichen Neozoen ( Neubürger ) in der Fauna. Die Bestände nehmen drastisch zu.Wegen Verdrängung anderer heimischer Wassergeflügelarten darf die Nilgans bei uns jetzt bejagt werden. Wenn es um die Wahl des Nistplatzes geht ist die Nilgans sehr flexibel. Normalerweise baut sie ihr Nest am Boden in Gewässernähe. Es kommt aber auch vor, dass sie auf Bäumen oder in Felsspalten brütet. Nicht selten sucht sie bei uns hohe Gebäude auf um ihr Brutgeschäft zu tätigen.

Text und Foto, Felix Ostermann