Broschüre: "Pflanzen für insektenfreundliche Ruhrgebietsgärten"
In Deutschland gibt es ein großes Mosaik unterschiedlicher Landschaftsformen. Die Küstenregionen, die Ebenen, die Mittelgebirge, der alpine Raum - jede Region bietet Pflanzen andere Bedingungen, an die bestimmte Arten bestens angepasst sind und dort besonders gut gedeihen können. Ein wichtiger Faktor ist beispielsweise der Bodentyp (z.B. sandig, humos, lehmig-tonig).
Hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit hat das Ruhrgebiet einige Besonderheiten aufzuweisen. Zum einen liegt es vielerorts auf einer sehr nährstoffreichen Bodenschicht (Lößlehmschicht). Zum anderen ist das Ruhrgebiet gerade neben seinen alten Montan-Industrie-Standorten schon seit längerem eine Art „Gartenland“. Während der Industrialisierung wurden repräsentative Garten- und Parkanlagen angelegt, aus denen sich später die Stadtgärten entwickelten. Zudem sind hier in den letzten 120 Jahren viele Kleingartenanlagen sowie zahlreiche Hausgärten entstanden. Gartenböden sind oft gut gedüngt und damit ebenfalls sehr nährstoffreich. Pflanzen, die einen mageren Boden benötigen, sind hier dann nicht an der richtigen Stelle. Die Nutzung und das Alter des jeweiligen Gartens haben ebenfalls Einfluss auf die Bodenbeschaffenheit: Wird ein Garten schon seit vielen Jahrzehnten als traditioneller Gemüsegarten genutzt, weist er eine starke Humusschicht auf. Bei einem Garten in einem Neubaugebiet mit angelieferter „Muttererde“ wird der Boden hingegen ganz anders beschaffen sein.
Die im Ruhrgebiet lebenden Insekten unterschiedlichster Art haben sich im Laufe der Zeit an die hier vorhandenen Strukturen angepasst. Leider haben sich viele Gärten in Pflanzen für insektenfreundliche Ruhrgebiets-Gärten - Startertipps den letzten Jahrzehnten zu einfachen Rasenflächen mit einigen Rosen und Rhododendren verändert. Damit sind sie kaum noch insektenfreundlich und die hier lebenden Insekten verlieren zunehmend ihren Lebensraum. Es lohnt sich, die eigene Einstellung zu den sogenannten „Unkräutern“ einmal zu hinterfragen. Denn dies sind Pflanzen, die ganz von alleine an einem Standort auftauchen, der ihren Bedürfnissen entspricht. Durch eine lang andauernde gemeinsame Evolution stellen sie wertvolle Nahrungspflanzen für sehr viele Insektenarten dar. Das soll nicht bedeuten, dass der Giersch überhandnehmen soll! Aber eine Wiesenecke mit Löwenzahn, Kamille, Schafgarbe und Sternmiere kann zum Beispiel ein schöner Platz für eine Vogel- und Insektentränke sein. Werden im Garten vermehrt die heimischen Wildformen der Pflanzen eingesetzt und durch kleine, blütentragende Gehölze ergänzt, vergrößert sich der Strukturreichtum des Geländes. Dies kann kurz- und insbesondere auch langfristig zu einer Erhöhung derArtenvielfalt von Wildbienen, Schmetterlingen, Käfern usw. führen.
Dieser Prozess ist aber auch stark abhängig von der Lage des Gartens: Liegt er innerstädtisch mitten in der City oder bietet die Umgebung generell wenig (Stadt-)Natur, wird die Zuwanderung der Tiere deutlich langsamer voranschreiten als bei einem Garten in einem Vorort, in dessen Nähe viel Natur vorhanden ist.
Mit dieser Broschüre möchten wir allen Einsteigern helfen, die vorhandenen Pflanzen in ihrem Garten neu zu bewerten und sich für weitere Pflanzen zu entscheiden. Daher haben wir hier eine Auswahl an Wildstauden und Zierstauden zusammengestellt, die für die Standorte im Ruhrgebiet gut geeignet sind. Bitte beachten Sie, dass es nur ein kleiner Auszug eines viel größeren tatsächlichen Angebots ist. Für Zierpflanzen gilt: Die ungefüllten Sorten sind die richtigen!