Besuch bei den kleinen Vampiren der Nacht
Es war bereits zu vorgerückter Stunde, als wir uns im Dunkeln mit unseren NABU-Kids im Rombergpark trafen. Leider hatte es sogar leicht zu regnen angefangen, was aber unsere NABU-Kids nicht abgehalten hatte zu kommen.
Volker Heimel, einer unserer Fledermausexperten im NABU, hatte sich bereit erklärt, unsere NABU-Kids zu den Fledermäusen im Rombergpark zu führen. Gleich zu Beginn erklärte er den Kindern sehr anschaulich die Ultraschallortung der Fledermäuse, die ganz ähnlich wie die Echoortungssysteme von großen Fangschiffen funktioniert, um auf diese Weise Fischschwärme auf hoher See aufspüren.
Der Ruf der Fledermäuse besteht aus einer Serie von 5 oder mehr verschiedenen Tönen, die aber vom Menschen nicht wahrnehmbar sind. Mit Hilfe eines Bat-Detektors können nun die Ultraschallrufe in Schallwellen menschlichen Hörens umgewandelt werden, was sich dann als eine Abfolge verschiedenster Knack- und Schnalzlaute für uns darstellte. Nach dieser Einleitung ging‘s erst einmal hinein in den Park.
Als erstes sahen die Kinder den wie ein Verlies anmutenden Eiskeller, der jedoch niemals als Gefängnis, sondern tatsächlich als Kühlschrank für die Bewohner des früher hier vorhandenen Schlosses gedient hatte. Leider hatten wir keinen Schlüssel, um auch einmal einen Blick ins Innere werfen zu können.
Endlich waren wir am See, konnten jedoch nicht sogleich unsere kleinen, geheimnisvollen Kobolde entdecken. Wenn man allerdings ein paar starke Taschenlampen auf den See richteten, konnte man mit etwas Geduld manchmal einen kleinen, rasend schnellen Schatten durch den Lichtkegel huschen sehen. Aber waren dies auch die Fledermäuse, die wir belauschen wollten, oder hatten wir uns gar die Schatten nur eingebildet?
Jetzt kamen endlich unsere Bat-Detektoren zum Einsatz. Und tatsächlich, immer wenn wir einen Schatten durch die Lichtkegel der Taschenlampen fliegen sahen, hörten wir auch die Knackgeräusche des Bat-Detektors. Die Fledermäuse tasten mit Ultraschalllauten ihre Umgebung genauestens ab und können damit Größe, Form, aber auch Oberflächenstruktur und Material des Objektes, das von ihrem ausgesandten Ultraschall getroffen wird, erkennen. Durch die Lautstärke des Echos sind z.B. Hufeisenfledermäuse in der Lage, die Größe des Beuteinsektes und durch eine Frequenzverschiebung des Ultraschalls die Flügelschlagfrequenz des Insekts zu bestimmen und Insektenarten zu unterscheiden.
Unsere Fledermäuse, die wir beobachteten, waren übrigens zum größten Teil Zwergfledermäuse, was Volker Heimel eindeutig an der Frequenz der ausgesandten Ultraschallsalven feststellen konnte. Auf dem Weg um den Teich packte Volker Heimel dann schließlich künstliche Fledermausflügel aus, die die Kinder über ihre Arme streifen und ausprobieren konnten.
Interessant war das Gefühl, nun nicht mehr mit den Händen greifen zu können, denn nur der verkürzte Daumen der Fledermäuse ist frei, während alle anderen vier Finger verlängert sind und die Flughaut zwischen ihnen spannen. Ein weiterer Teil der Flugmembran erstreckt sich vom 4. Finger und von den Handgelenken bis zu den Fußgelenken und von hier aus zum Schwanz. Fledermäuse sind geschickte, rasante Flieger, die dank ihrer Ultraschallortung schnell und exakt Hindernissen ausweichen können.
Ihre Nahrung besteht aus nachtaktiven Insekten, die mit der Schwanzflughaut bzw. mit den Füßen aufgefangen, mit den Zähnen gepackt und im Flug oder am Ruheplatz verzehrt werden.Allerdings können auch Nachtfalter die Echosignale der Fledermäuse hören und versuchen zu entfliehen, indem sie sich fallen lassen oder blitzschnell ihre Flugrichtung ändern. Ihre Schlafplätze haben die Fledermäuse meist in hohlen Bäumen. Einen solchen besuchten wir ebenfalls im Rombergpark.
Der Eingang war ebenerdig und gerade so groß, dass unsere NABU-Kids hineinkriechen und zu dritt in der Höhlung des Baumes Platz finden konnten. Im oberen Bereich verschlafen die Fledermäuse den Tag. Jetzt allerdings war der Baum natürlich leer. Nun war es für unsere Kids sehr spät geworden und der doch recht anstrengende Tag forderte seinen Tribut. Die meisten waren inzwischen hundemüde geworden und mussten nun schnellstens nach Hause.
Trotz des Nieselregens zu Anfang hat dieser Abend uns allen viel, viel Spaß gemacht und wir danken Volker Heimel für eine spannende, informative „Nachtexkursion zu den kleinen Vampiren“
Bericht und Fotos: Dr. Gudrun Hanke Bücker