Baugenossenschaft baut Vogel-Brutkästen ein
LÜTGENDORTMUND Neues Zuhause für Vogel-Paar: Die Mauersegler sind sehr ortstreu. Damit sie ihr Zuhause an der Provinzialstraße 111 nicht verlieren, haben sich alle Beteiligten für die Tiere eingesetzt und einen speziellen Brutkasten für Vögel eingebaut.Von Holger Bergmann
Ein Mauersegler berührt niemals den Boden, er verbringt sein ganzes Leben in der Luft oder am Brutplatz. Ein Mauersegler-Paar hatte über zehn Jahre seinen Brutplatz in einer Nische unter dem Dach des Hauses Provinzialstraße 111.
Mit Beginn von Bauarbeiten zur energetischen Sanierung des Mehrfamilien-Wohnhauses konnten die Mauersegler ihren Brutplatz nicht mehr anfliegen. Und weil Mauersegler orts-treu sind, kann dieser Verlust des Brutplatzes dazu führen, dass das Paar nie wieder brütet.
Was die beiden Vögel niemals erfahren werden: In „ihrem“ Haus wohnt Tom Keberle, Mitglied beim Nabu Dortmund. Er entdeckte das Dilemma und schlug Alarm. Und er traf auf tierfreundliche Ohren.
Die Hausverwaltung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Lütgendortmund veranlasste sofort einen Baustopp, die beteiligten Unternehmen, das Planungsbüro Brenker, Hoppe, Tegethoff sowie die Dachdecker-Firma Schlatter und die MB Malergesellschaft entfernten ein Netz vom Gerüst, um die immer wieder anfliegenden Mauersegler nicht zu gefährden.
Dann suchten sie Rat bei Fachleuten. Neil und Brigitte Handy von dem Internetprojekt Handybirds sowie Franco Cassese von der Biologischen Station Hagen halfen.
Tief in die Tasche gegriffen
Die Lösung: Es gibt spezielle Brutkästen, die an moderne Häuser angebracht werden können, und die Stiftung Umwelt- und Entwicklung NRW und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland fördern die Montage solcher Brutkästen.
Trotzdem musste die Baugenossenschaft mit 700 Euro für zwei Brutkästen noch mal tief in die Tasche greifen. Kein Problem: „Es ist dann doch erstaunlich, wie einfach man eine energetische Sanierung mit dem Tierschutz in Verbindung bringen kann“, so Werner Roggenkamp, Vorstand der Baugenossenschaft. „Das kann langfristig als Vorbild für vergleichbare Maßnahmen gelten.“
Hinweis vom NABU: Ein Brutkasten der Firma Schwegler kostet ca. 182,00€
Petra Barwe vom NABU hat die Hoffnung, dass dieses Beispiel wirklich Schule macht. „Nur durch so ein Beispiel kann man sehen, das Vorurteile gegen Brutkästen, wie Krach oder Dreck nicht stimmen“. Gerade Mauersegler seien sehr saubere Vögel, eben weil sie nie den Boden berühren. Deshalb müssen die Brutkästen auch nicht gereinigt werden.
Der Mauersegler
- Der Mauersegler ähnelt den Schwalben, ist aber mit diesen nicht näher verwandt.
- Der Mauersegler ist ein Langstreckenzieher. Er hält sich hauptsächlich von Anfang Mai bis Anfang August zur Brutzeit in Mitteleuropa auf.
- Seine Winterquartiere liegen in Afrika, vor allem südlich des Äquators.
- Mauersegler sind extrem an ein Leben in der Luft angepasst.
- Außerhalb der Brutzeit halten sie sich über mehrere Monate ohne Unterbrechung in der Luft auf.
- Bei ihren Flugmanövern können sie im Sturzflug Geschwindigkeiten von mehr als 200 km/h erreichen.