Auszeichnung einer Baumscheiben-Patenschaft zum Schmetterlingsfreundlichen Garten

Mitte November dieses Jahres wurde ich als ausgebildete Falterfreundin vom NABU NRW gebeten eine Auszeichnung zum „Schmetterlingsfreundlichen Garten“ hier in Dortmund zu prüfen und ggf. durchzuführen. Hierbei handelt es sich um eine kommunale Fläche, eine große Baumscheibe mit Parkplätzen in der Großen Heimstraße vor dem Haupteingang des Süd-Friedhofs (Südwest-Friedhof) [Fotos 1+2]

Andreas Peters hat hier in Absprache mit dem Grünflächenamt der Stadt Dortmund 2022 eine Baumscheiben-Patenschaft übernommen und peu a peu in eine „Wilde Insel“ wie er es gerne nennt verwandelt. Er hat den Müll auf dieser Fläche gesammelt und fachgerecht entsorgt. Dann hat er begonnen, wertvolle kleine strukturreiche Lebensräume für Insekten, Vögel und Fledermäuse zu bauen. Die Dreidimensionalität der Strukturen des Süd-Friedhofs aus Altbaumbestand, Gehölzen und Staudenbereichen setzt sich hier noch intensiver fort. Es finden sich auf dem Raum vor den Gehölzen: größere und mehrere kleine Totholzhaufen in verschiedenen Bereichen (Sonne u. Schatten) / eine Benjeshecke im Gehölzbestand / ein Steinhaufen mit Hohlräumen / mehrere Hohlraum-Nisthilfen für Wildbienen (Bohrungen in mehreren alten Baumholzstämmen) / mehrere Lehmwände in verschiedenen Hohlkörpern wie z.B. Tonsteinen etc. für Wildbienen / eine Sandfläche und zwei Hügel für bodennistende Insekten / Nistkästen für Vögel / über Sommer Wasserschalen für Vögel, Insekten etc. (erhöht und am Boden) / Fledermauskasten für kleine Arten / ein großer alter und mehrere kleinere Baumstümpfe in verschiedenen Bereichen (Sonne und Schatten) / drei Kalkmagerbeete mit insektenfreundlicher Bepflanzung / kleine Komposthaufen für anfallenden Grünschnitt im Gehölzbestand [Fotos 3-6].

Natürlich gehören zu einem insektenfreundlichen Garten auch diverse blühende Pflanzen in Form von einjährigen Blütenpflanzen bis hin zu mehrjährigen Stauden als Nahrungsquellen für Insekten und deren Larven. Jetzt im Frühwinter sind nur noch die verblühten Reste zu sehen. Sie bleiben bewusst bis zum Spätwinter / Frühjahr im Beet um den Boden zu schützen und zu wärmen und um in der unteren Staudenschicht den überwinternden Insekten Schutz zu bieten. Außerdem ist es im Prinzip eine Flächenkompostierung. Denn das liegengebliebene Laub und die verwelkten Pflanzenreste können so auch im Winter von den Bodenorganismen in eine Humusschicht umgewandelt werden. Im zeitigen Frühjahr werden die übriggebliebenen Reste vorsichtig abgeharkt und zum Kompost gegeben. Auf den freigelegten Flächen erwärmt sich der Boden dann schneller und die überwinternden Stauden und das heruntergefallene Saatgut haben Platz um neu auszutreiben [Foto 7+8]. Andreas Peters hat zum Vergleich einige Fotos des Sommers 2023 zur Verfügung gestellt, um die blühende Pflanzenvielfalt zu dokumentieren [Fotos 9-12]. Es handelt sich in erster Linie um Wildpflanzen, aber auch einige Kulturpflanzen. Hier ein kleiner Auszug aus seiner Pflanzenliste, die wir zum Großteil anhand der verwelkten Pflanzen bestätigen konnten: Gemeiner Frauenmantel Alchemilla vulgaris / Knoblauchsrauke Alliaria petiolata / Färberkamille Anthemis tinctoria / Gemeine Akelei Aquilegia spec. / Gewöhnlicher Beifuß Artemisia vulgaris / Wiesen-Schaumkraut Cardamine pratensis / Berg-Flockenblume Centaurea montana / Kratzdisteln Cirsium spec. / Wilde Möhre Daucus carota / Gewöhnlicher Wasserdost Eupatorium cannabinum / Kletten-Labkraut Galium aparine / Waldmeister Galium odoratum / Kompass-Lattich Lactuca serriola / Wiesen-Margerite Leucanthemum vulgare / Blutweiderich Lythrum salicaria / Moschusmalve Malva moschata / Hopfenklee Medicago lupulina / Zitronenmelisse Melissa officinalis / Wald-Vergissmeinnicht Myosotis spec. / Dost bzw. Oregano Origanum vulgare / Gemeine Nachtkerze Oenothera biennis / Kleine Braunelle Prunella vulgaris / Geflecktes Lungenkraut Pulmonaria officinalis / Kriechender Hahnenfuß Ranunculus repens / Apfelrose Rosa villosa / Wald-Ziest Stachys sylvatica / Huflattich Tussilago farfara / Echter Baldrian Valeriana officinalis / Schwarze Königskerze Verbascum nigrum / Gewöhnlicher Hornklee Lotus corniculatus / Brennnesseln.

Unser Dortmunder NABU-Team in Persona von Klaus-Dieter Lemm, Birgit Dietinger und mir haben uns am 30.11.2023 mit Herrn Peters vor Ort getroffen. Über eine Stunde hat er uns alles ausführlich erklärt. Er betonte, dass er großen Wert auf Nachhaltigkeit in der Bearbeitung der Baumscheibenfläche legt. Die verwendeten Holzreste für die Benjeshecke hat er nach den Stürmen unter den umliegenden Bäumen gesammelt, die großen Steine zum Schutz gegen Wildparker und den Sand zum Abmagern eines Teils der Fläche hat ihm das Grünflächenamt geliefert. Die Baumstümpfe wurden ihm vom Gärtnerteam des Süd-Friedhofs nach dortigen Baumpflegemaßnahmen gebracht. Andreas Peters hat diese problemlose und sehr gute Zusammenarbeit sowohl mit dem Grünflächenamt der Stadt Dortmund als auch mit dem zuständigen Leiter des Süd-Friedhofs, Herrn Wilhelm ausdrücklich betont und dankt ihnen sehr. Die Pflanzen stammen zumeist aus nachhaltigem, samenfestem und regionalem Saatgut.
Unser Team ist übereingekommen, dass die Vorgaben zur Auszeichnung als „Schmetterlingsfreundlicher Garten“ in Form von Biotop-Strukturen und schmetterlingsfreundlicher Pflanzenvielfalt für Falter und deren Raupen hier gegeben sind. So haben wir die Auszeichnung gerne überreicht. Hierbei haben wir auch sein großes ehrenamtliches Engagement für Natur und Umwelt ausgezeichnet. Andreas Peters leistet hier aus einer Eigeninitiative heraus eine große Aufgabe für das Gemeinwohl der Stadtnatur und der Bürger.
Für das Foto mit der Auszeichnung zeigte sich hier übrigens die Dortmunder Polizei als echter Freund und Helfer. Klaus-Dieter hatte gerade begonnen, die entsprechenden Fotos zu machen, als eine langsam vorbeifahrende Polizeistreife anhielt, einer der Beamten ausstieg und höflich fragte, ob Klaus-Dieter auch mit aufs Foto wolle. So hat der Polizeibeamte für uns diese Aktion fotografiert [Foto 13]. Hiermit bedanken wir uns nochmals ganz herzlich dafür.

Zur Info:
Baumscheibenpatenschaften können von den Anwohnern beim Grünflächenamt beantragt werden.

 

 

Text: Brigitte Bornmann-Lemm

Fotos: Andreas Pauls und Brigitte Bornmann-Lemm