Auf der Suche nach Unterstützung
Susanne Dillenhöfer wohnt in einem Reihenhaus in Schüren. Wilder Wein und Efeu ziert ihr Haus und das einiger Nachbarn. Nun haben sich die Eigentümer entschlossen, die Dächer und Hauswände zu isolieren. Das ist durchaus sinnvoll, denn die Häuser sind aus den fünfziger Jahren, doch Susanne Dillenhöfer macht sich Sorgen. „Was ist denn mit den vielen Tieren, die sich über Jahre diesen Lebensraum erobert haben?“, fragt sie sich.
Es sind vor allem Bienen, Wespen, Schwebfliegen und Schmetterlinge, die die kleinen Blüten des Efeus nutzen. Den Vögeln dient es als Brut- und Nahrungsstätte. Auch die Nachbarn befragt sie. „Was können wir tun? Sollen wir unseren Garten umgestalten, können wir den Tieren einen Ersatzlebensraum schaffen oder künstliche Nisthilfen anbieten?“. Doch keiner hat eine Antwort, die sie zufrieden stellt.
Auf der Suche nach Unterstützung, trifft sie während der Veranstaltung „Gartenlust“ im Westfalenpark auf den Informationsstand des NABU Dortmund. Dort trägt sie ihre Sorgen vor. Ein reger Austausch an Informationen folgt. Broschüren werden herausgegeben und Möglichkeiten aufgezählt, was zu tun ist. Susanne Dillenhöfer bittet uns, doch einmal vorbei zu kommen. „Es handelt sich wirklich um ein riesiges Grundstück!“, sagt sie. „Wir sind guten Willens, etwas für die Natur zu tun. Bitte helfen Sie uns!“ Wir können nicht anders, als zuzusagen, denn wir als Aktive im NABU stehen für den Biotop- und Artenschutz.
Am 28. Juli 2011 ist es soweit. Guido Bennen und Petra Barwe treffen sich mit Susanne Dillenhöfer und einigen Nachbarn, um die Gegebenheiten vor Ort zu begutachten. Dort angekommen stehen die Reihenhäuser, ganz wie es uns beschrieben wurde. Durch den Bewuchs des wilden Weins, strahlen sie einen gewissen Charme aus und wirken ein wenig nostalgisch auf uns. Wild- und Honigbienen (ein Nachbar ist Imker) summen um die Wette, während Hornissen den gerade frei gewordenen Meisenkasten als Ort ihrer Brutstätte nutzen. Was wir sehen ist eine kleine Wildnis, in einem Wohngebiet, nur wenige Meter von der B236 entfernt.
Von einer Ecke des Gartens schweift unser Blick über ein riesiges Grundstück, wo kein Zaun die Sicht behindert. Alles greift ineinander über. Wir gehen hinein und schauen uns alles an. Die kleinen Terrassen sind umgeben von Staudenbeeten, geschmückt mit Töpfen und Schalen, die liebevoll bepflanzt sind. Davor eine Fettwiese mit kleinen Beeten, Sträuchern und hohen Laubbäumen. Als erstes schauen wir uns die teilweise bewachsenen Hauswände an. Griffbereit ist der Ratgeber “ Nistquartiere an Gebäuden“ und es wird beratschlagt, was bei einer Modernisierung alles möglich ist. Hier soll auch mit den Fachfirmen gesprochen werden, die die Sanierung vornehmen. Denn auch sie haben die Möglichkeit Nischen für die Tiere zu schaffen.
Wir gehen weiter. Tomaten wachsen, Regenwasser geschützt, unter einer Plane und im Hintergrund steht ein alter Schuppen unter einem Obstbaum, umgeben von Brennnesseln und anderem Gesträuch. Guido Bennen, Garten- und Landschaftsbautechniker, stößt auf einmal auf mehrere alte Betonfeiler. „Hieraus könnte ein Lesesteinhaufen entstehen!“, sagt er. Das sind locker aufgeschichtete Steine, die Kleinstlebewesen, wie Spinnen, Kröten, Schnecken und Asseln, Unterschlupf bieten. Unten ist es feucht und kühl, während es oben sehr warm ist. Tagsüber heizen sich die Steine auf und geben die Wärme abends ab. Das System ist nicht nur für Tiere, sondern auch für wärmebedürftige Pflanzen interessant, die im Garten angesiedelt werden sollen.
Weiter geht es durch einen schmalen Gang zum nächsten Haus, das auch von der Renovierung betroffen ist. Auch hier ein sagenhaftes, naturnahes Grundstück. Einzig allein stört uns die „ FC Schalke 04 Fahne“. Ein Unding für einen echten Dortmunder. Aber auch hier steht der Naturschutz vor Sportgeist. In einem kleinen Teich finden wir eine Exuvie, die leere Hülle einer Libelle, die vor kurzem geschlüpft ist. Das Grundstück grenzt an ein kleines Wäldchen. „Hab ich nicht gerade in einem Giebel ein kleines Fenster gesehen?“, fragt Guido. „Ein idealer Platz für einen Eulenkasten, der dem Waldkauz ein zu Hause bieten könnte.“
Die Zeit verging viel zu schnell. Aber am Ende der Besichtung, mit vielen Tipps und Ratschlägen, steht fest, dass Susanne Dillenhöfer sich nicht zu viele Sorgen machen muss, wenn die Baumaßnahme beginnt. Die ökologisch sinnvolle Renovierung wird in den Naturhaushalt eingreifen, sich aber schnell durch die optimalen Bedingungen im Umfeld und das Anbringen einiger Nisthilfen, erholen. „Wir werden in Kontakt bleiben und die Maßnahmen im Auge behalten!“, versprechen wir, bevor wir uns verabschieden.
Bericht und Fotos: Petra Barwe