Auf den Spuren der Mauersegler

Längst sind sie im fernen Afrika, die Akrobaten der Lüfte, wie die Mauersegler auch genannt werden, um dort ihren Winter zu verbringen.

Wir, die Arbeitsgruppe Schwalben und Mauersegler, machen uns auf, ihren Spuren zu folgen. Nicht im fernen Afrika - wir fahren nach Fröndenberg im Kreis Unna.

Dort finden wir Spuren aus Menschenhand: künstliche Nisthilfen verschiedenster Art, die eine Population im dreistelligen Bereich hervorgebracht hat, die im Umkreis ihresgleichen sucht.

Wir sind verabredet mit Bernhard Glüer, der sich dank seines mehr als 20-jährigen Einsatzes diesen Erfolg auf die Fahne schreiben darf.
Die meisten von uns kennen ihn nicht. Schnell entpuppt er sich als ein sympathischer, gut informierter Fachmann, der gelassen über seine Erfolge spricht und nicht die Spur eines Selbstdarstellers mimt, wie es viele andere tun. Auch unsere Gruppe kann über die ersten positiven Ergebnisse in Dortmund berichten.

Dank Unterstützung des ebenso sympathischen und hier anwesenden Fachmanns, Francesco Cassese, der Biologischen Station in Hagen, haben wir Kontakt zur Wohnungsbaugesellschaft Dogewo hergestellt, um den Gebäudebrüterschutz zu forcieren.

Viele Fragen ergaben sich während der letzten Saison, deren Antworten in Fachbüchern nur schwer zu finden sind.
Nach vielen Wochen des Planens war es endlich soweit. Am Dienstag, den 20.11.2012, um 16.30 Uhr, treffen wir uns mit Herrn Glüer. Leider konnten nicht alle AG Mitglieder teilnehmen. Mit vielen Fragen und Taschenlampen im Gepäck, weil es bereits dunkel wurde,  geht es nach einer herzlichen Begrüßung auch schon los. Bereits am Treffpunkt sehen wir ein Haus mit Nistkästen aus Holz, die an der Fassade befestigt sind und aus den 90er-Jahren stammen. Wir stellen fest, dass es überhaupt keine Verschmutzung an der Fassade gibt. Ein Wissen, das für Wohnungsbaugesellschaften und Hausbesitzern von großem Interesse ist. Daher wird diese Maßnahme auch von der Bevölkerung positiv angenommen, so dass die Kästen sogar über Fenstern montiert werden können.


Es folgt ein Rundgang mit vielen Stopps und noch mehr Informationen. Alle paar Meter gehen unsere Blicke nach oben. Kaum ein Haus ohne Nisthilfen. Überraschend für uns auch die Aussage, dass bereits ab einer Höhe von 2,50 Metern die künstlichen Nester angenommen werden. „Viel wichtiger als die Höhe, ist der freie Anflug", erklärt Glüer. „Dieser sollte nicht durch Bäume, Sträucher, Vorsprünge, Dachteile und dergleichen behindert werden." Was die Ausrichtung angeht ist die Südseite wegen der Hitzeeinwirkung im Sommer nur in Ausnahmefällen geeignet, wenn es keine andere Alternative gibt und der Platz beschattet ist. Die Westseite kommt nur an geschützter Stelle in Frage, während die Nordseite optimal ist. Die Nisthilfen brauchen auch keinen Dachüberstand, wenn sie wasserdicht sind. Die Firma Schwegler bietet solche an. In einem Fall jedoch musste Glüer auch Lehrgeld zahlen. Es gibt Kästen, die am Einflugloch abnehmbare Rosetten haben. Durch diese drang Wasser in das Innere und die Jungvögel verendeten. Diese Kästen wurden anschließend umgehängt.


Mich interessierte besonders die Frage nach der Standorttreue. Ich hatte gelesen, dass Mauersegler, die ihren Brutplatz z.B. durch Renovierung verloren haben, nie wieder brüten würden. Leider wurde mir dieses bestätigt, doch etwas Positives war dieser Aussage dennoch abzugewinnen. Dadurch, dass die Vögel jedes Jahr wieder zu ihren Brutplätzen kommen, würden sie andere ihrer Art, z. B. Erstbrüter anlocken, da Mauersegler Koloniebrüter sind. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass auch nach einer abgeschlossenen Renovierung, bei der alle Brutnischen geschlossen bzw. vernichtet wurden, es durchaus sinnvoll ist, künstliche Nisthilfen an der Fassade anzubringen, da diese durchaus von jungen Paaren angenommen werden. Ein kleiner Trost für mich.


Im weiteren Gespräch folgt eine weitere Erkenntnis. Es ist bekannt, dass Mauersegler Meister der Lüfte sind. Sie jagen, fressen, schlafen und paaren sich in der Luft. Und wenn einer mal auf dem Boden landet, braucht er menschliche Hilfe, um wieder fliegen zu können. „Auch dieses Wissen ist nicht so ganz richtig", berichtigt uns Glüer. „Auf dem Rasen gelandet, kommt er nicht wieder hoch, aber vom Kopfsteinplaster schafft es ein gesunder Vogel mit schnellem Flügelschlag!" Eine Aussage, die uns doch überraschte.
Schnell verging die Zeit und wir konnten auch noch Nisthilfen entdecken, die in die Fassade eingelassen waren. Diese sollen nur dort eingebracht werden, wo sich kein beheizter Wohnraum dahinter befindet, wie z.B. am Dachboden oder an der Wand des Treppenhauses, um Kältebrücken zu vermeiden. Nach etwa zwei Stunden endete der Rundgang und wir waren um viele neue Erfahrungen reicher.

Alle waren sich einig, dass es eine gelungene Exkursion war und es kam der gemeinsame Wunsch nach einem Wiedersehen auf. Das nächste Treffen wurde daraufhin für den Sommer geplant. Ein ganz großes Dankeschön an Bernhard Glüer, der uns diesen kurzweiligen Nachmittag bescherte und an Krimhild und Hans-Werner Lange für die Organisation dieses Treffens.

Nachtrag: Herr Glüer

Vielleicht habe ich mich vor Ort missverständlich ausgedrückt, doch die Mauersegler einer zerstörten Kolonie können unter Umständen durchaus nochmals brüten - evtl.  in anderer  Paarkonstellation und nicht unbedingt in Ersatzbruthöhlen am alten Standort. Sie kommen jedoch immer wieder zu den vertrauten Gebäuden zurück und machen dadurch jüngere Mauersegler auf diese aufmerksam, die Ersatzbruthöhlen eher annehmen als alte Vögel.

Fotos und Text: Petra Barwe